Landwirtschaft

Lage für die Ferkel- und Schweinhalter im Land ist ernst

Säue schauen durch die Absperrung eines Stalles auf einem Bauernhof. (Bild: © dpa)

Die Lage für die Ferkel- und Schweinhalter im Land ist ernst. Jetzt kommt es darauf an, die regionale Wertschöpfungskette „Schweinefleisch“ nachhaltig und transparent zu gestalten. Minister Peter Hauk fordert eine schnelle Einführung der Tierwohlabgabe und eine Förderung für tierwohlgerechte Ställe von bis zu 80 Prozent durch den Bund.

„Die Ursachen der aktuell sehr düsteren Marktlage sind sehr vielseitig, oftmals nicht genau prognostizierbar und wirken gleichzeitig auf den Ferkel- und Schweinesektor ein. Ein Umstand, der es so schwierig macht, kurzfristig greifende Lösungsansätze zu finden: Klar ist aber, unsere Schweinbäuerinnen und Schweinbauern brauchen Unterstützung und vor allem Planungssicherheit. Wer Ja zur Regionalität sagt, muss auch ja zu unseren tierhaltenden Betrieben sagen“, sagte der Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Peter Hauk.

Im Alltag zeige sich, dass Verbraucherinnen und Verbraucher nicht bereit sind, an der Ladentheke mehr für Tierwohl und Regionalität zu bezahlen. „Aus diesem Grund ist die Forderung der Borchert-Kommission, eine Tierwohlabgabe einzuführen, richtig. Diesen Weg unterstützte ich ausdrücklich. Die Einnahmen müssen den Landwirten für den Bau tierwohlgerechter Ställe zu Gute kommen“, betonte der Minister. Hauk kann sich hierfür eine Förderung von bis zu 80 Prozent durch Bund vorstellen.

Einbruch von Exportmärkten sorgt für Überangebot

Der Einbruch von Exportmärkten, insbesondere bedingt durch die stark rückläufige Nachfrage aus China, sorgt auf dem gesamten europäischen Binnenmarkt für ein Überangebot an Schweinefleisch. Das Überangebot erschwert den innereuropäischen Fleischhandel und setzt die Schlachtschweine- und Ferkelpreise europaweit unter Druck. Dies, gepaart mit den negativen Folgen der Pandemie – wie Absatzeinbußen in der Gastronomie, im Außer-Haus-Verzehr sowie durch fehlende Großveranstaltungen – führt in Deutschland zu enormen Absatzproblemen bei allen Marktteilnehmern der Wertschöpfungskette ‚Schweinefleisch‘.

„Gerade in Zeiten mit schlechter Erlössituation und stark gestiegenen Kosten für Futtermittel, Energie und Personal, muss man sich vor Augen führen, dass wir in Süddeutschland keine Überversorgung mit regionalen Schlachtschweinen haben. Der Selbstversorgungsgrad für Schweinefleisch lag 2020 in Baden-Württemberg nur bei 49,6 Prozent. Regionale Lebensmittel haben bei den baden-württembergischen Verbraucherinnen und Verbrauchern einen vergleichsweise hohen Stellenwert.

Mit der Fokussierung auf eine nachhaltige und transparente regionale Wertschöpfungskette ‚Schweinefleisch‘ sehe ich mittel- und langfristig Perspektiven, die Wertschöpfung und Wertschätzung für heimisches Qualitätsfleisch in Baden-Württemberg zu halten und auszubauen“, sagte Minister Hauk.

Schweinefleischerzeugung und -vermarktung krisenfester aufstellen

Das Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz steht im engen Kontakt mit allen Ebenen der gesamten Wertschöpfungskette. Ziel ist es, das System der Schweinefleischerzeugung und -vermarktung in Süddeutschland krisenfester und somit zukunftsfähig aufzustellen. „Das bedeutet auch, dass alle in der Wertschöpfungskette auf der Basis einer gemeinsamen Zielsetzung zur Versorgung des süddeutschen Marktes mit regionalen, nachhaltigen qualitativen Schweinefleischerzeugnissen an einem Strang ziehen müssen. Die Mäster müssen jetzt in schwierigen Zeiten motiviert werden einzustallen, damit es auch in Zukunft noch regionale Ferkelerzeuger gibt. Die Fleischwirtschaft und der Lebensmitteleinzelhandel müssen neue Preis- und Absatzmodelle entwickeln, die den Schweinehaltern mehr Planungssicherheit geben. Gemeinsam mit meinen Kollegen bin ich bereit, diesen Wandel hin zu einer von der Gesellschaft akzeptierten Nutztierhaltung und Fleischproduktion zu begleiten und zu moderieren“, betonte der Minister.

Die Landesregierung habe bereits seit Jahren eine ganze Reihe von Fördermöglichkeiten in verschiedenen Bereichen ins Leben gerufen, wie zum Beispiel die Agrarinvestitionsförderung, das Förderprogramm für Agrarumwelt, Klimaschutz und Tierwohl (FAKT), die Qualitätsprogramme des Landes oder auch Initiativen wie „VON DAHEIM“, um die familiengeführten Erzeugerbetriebe zu unterstützen. Zudem werden neue Strategien erarbeitet, um eine nachhaltige Ferkel- und Schweineproduktion auch in Zukunft in Baden-Württemberg zu haben.

Worin liegen die Ursachen für die aktuell schwierige Lage auf dem Schweinemarkt?

Die Absatzprobleme bei allen Marktteilnehmern der Wertschöpfungskette „Schweinefleisch“ in Deutschland (und der Europäischen Union (EU)) führen seit Wochen zu sinkenden Schlachtschweine- und Ferkelpreisen.

Durch die nasse und kühle Witterung im Sommer 2021 kam die Grillsaison nicht in Schwung und somit konnten die dafür eingelagerte Tiefkühl-Fleischbestände für Grillartikel nicht entsprechend abgebaut werden. Auch die negativen Folgen der Pandemie machen sich noch immer durch Absatzeinbußen in der Gastronomie, im Außer-Haus-Verzehr sowie durch fehlende Großveranstaltungen bemerkbar. Hinzu kommt, dass auch der Pro-Kopf-Verbrauch von Schweinefleisch (aktuell circa 32 Kilogramm pro Kopf) seit Jahren rückläufig ist.

Auswirkungen der Afrikanischen Schweinepest noch zu spüren

Aber auch Auswirkungen der im vergangenen Jahr im Osten Deutschlands ausgebrochenen Afrikanischen Schweinepest (ASP) sind noch immer zu spüren. Zunächst konnten in der ersten Jahreshälfte 2021 wieder einige Exportbeschränkungen für deutsches Schweinefleisch abgebaut werden und die deutschen Exportdefizite über einen verstärkten Absatz auf dem Binnenmarkt kompensiert werden. Dies war möglich, weil andere exportorientierte Länder wie Spanien, Dänemark und die Niederlande nun die Importnachfrage der asiatischen Länder, insbesondere von China, bedienen konnten.

Aufgrund der aktuell stark rückläufigen Nachfrage aus China sind die Drittlandexporte der anderen EU-Mitgliedsländer nun deutlich eingebrochen. In China hatte die ASP die Bestände stark dezimiert, die aber zwischenzeitlich wieder auf das Niveau vor dem Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest angestiegen sind. In Folge müssen diese EU-Länder nun ihr Schweinefleisch wieder verstärkt am Binnenmarkt absetzen. Das Überangebot erschwert den innereuropäischen Fleischhandel und setzt die Preise europaweit unter Druck.

Verschlimmert wird die schlechte Erlössituation durch die stark gestiegenen Kosten für Futtermittel, die sich mit der schlechten Ernte nicht entspannt haben. Denn seit letztem Herbst sind die Futterkosten durchschnittlich um knapp ein Viertel gestiegen, auch die Kosten für Energie und Personal steigen stetig.

Weitere Meldungen

Streuobstwiese
  • Streuobst

Streuobstpreis Baden-Württemberg verliehen

Team Wald
  • Forst

Zukunft des Forstberufs

Schüler warten auf ihr Mittagessen, im Vordergrund stehen Teller mit geschnittenem Gemüse. (Foto: dpa)
  • Ernährung

Bewusste Kinderernährung im Kindergarten Steinlachburg

Schmeck den Süden
  • Ernährung

Drei-Löwen-Auszeichnung für Gutsgaststätte Alteburg

Nadelbäume ragen bei Seebach am Ruhestein in den Himmel. (Bild: picture alliance/Uli Deck/dpa)
  • Forst

Internationaler Tag des Baumes

Stethoskop vor farbig eingefärbtem Kartenumriss von Baden-Württemberg mit Schriftzug: The Ländarzt - Werde Hausärztin oder Hausarzt in Baden-Württemberg
  • Gesundheitsberufe

390 Bewerbungen für 75 Studienplätze der Landarztquote

Aussicht vom Schönbergturm bei Reutlingen.
  • Ländlicher Raum

Studie zur Wirtschaftsentwicklung im Ländlichen Raum

Asiatische Hornisse (Vespa velutina nigrithorax)
  • Artenschutz

Asiatische Hornisse breitet sich weiter aus

Erdbeeren auf einem Wochenmarkt (Foto: © dpa)
  • Landwirtschaft

Erdbeersaison eröffnet

Schmeck den Süden
  • Ernährung

Hauk zeichnet Grandls Hofbräu Zelt aus

Ein Wolf sitzt im Erlebnispark Tripsdrill in einem Gehege. (Foto: dpa)
  • Wolf

Wolfsriss in Wolpertshausen nachgewiesen

Eine Kuh und ein Kalb laufen über einen Feldweg
  • Tierschutz

Fördermittel für Rinder-Schutz

Hunde im Tierheim. (Bild: Norbert Försterling / dpa)
  • Tierschutz

Land fördert Neubau eines Tierheims in Bad Mergentheim

Weg im ländlichen Raum
  • Ländlicher Raum

Land fördert Erneuerung ländlicher Wege

Wolf
  • Wolf

Wolf in Lenzkirch überfahren

Schweine
  • Tierhaltung

Nachhaltige und regionale Selbstversorgung mit Schweinefleisch

In einer braunen Biomülltonne liegen Lebensmittel.
  • Ernährung

Gemeinsam gegen Lebensmittelverschwendung

Das beschauliche Dorf Hiltensweiler, ein Teilort von Tettnang, wird von der Abendsonne angestrahlt. Im Hintergrund sind der Bodensee und die Alpen zu sehen.
  • Förderung

Beteiligungsverfahren zur Gestaltung des EFRE nach 2027

Ein Traktor mäht  in Stuttgart eine Wiese, im Hintergrund sieht man den Fernsehturm. (Bild: dpa)
  • Landwirtschaft

Zeitnahe Zahlung ausstehen­der Fördergelder für Landwirte

Ländlicher Raum
  • Ländlicher Raum

Abschluss von „CREATE FOR CULTURE“

Unterer Stammabschnitt der Großvatertanne im ehemaligen Bannwald Wilder See in der Kernzone des Nationalparks Schwarzwald
  • Nationalpark Schwarzwald

Verhandlungen zum Tausch von Waldflächen

Ein Wolf sitzt im Erlebnispark Tripsdrill in einem Gehege. (Foto: dpa)
  • Wolf

Aufnahmen zeigen Wolf im Landkreis Böblingen

Feldweg
  • Ländlicher Raum

Land fördert Flurneuordnungen im Neckar-Odenwald-Kreis

Ein Winzer schüttet Trollinger-Trauben in einen großen Behälter. (Foto: dpa)
  • Weine

Sechs Sommerweine ausgezeichnet

Isabel Kling und Grit Puchan
  • Personalie

Neue Ministerialdirektorin im Ministerium Ländlicher Raum