Berufliche Bildung

Wert der beruflichen Bildung stärker betonen

Kultusministerin Susanne Eisenmann auf dem Kongress zur beruflichen Bildung am 31. Mai 2017 in Stuttgart.

Rund 300 Gäste aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Bildungspraxis, Verbänden und Gewerkschaften haben sich auf Einladung von Kultusministerin Susanne Eisenmann im Haus der Wirtschaft in Stuttgart getroffen, um die berufliche Bildung zu thematisieren.

Die berufliche Bildung in Deutschland genießt weltweit ein hohes Ansehen. Dennoch steht sie aktuell vor Herausforderungen – etwa durch die Integration, die Digitalisierung und einen zunehmenden Akademisierungstrend. Diese Aspekte greift der bundesweite Bildungskongress „Berufliche Bildung: Analysen, Trends und Perspektiven“ auf, der im Rahmen der baden-württembergischen KMK-Präsidentschaft stattfindet und zu dem die Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK) und baden-württembergische Kultusministerin Susanne Eisenmann eingeladen hat.

Rund 300 geladene Gäste aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Bildungspraxis, Verbänden und Gewerkschaften trafen sich im Haus der Wirtschaft in Stuttgart, um die berufliche Bildung – Schwerpunkt der diesjährigen KMK-Präsidentschaft – zu thematisieren. „Mein Ziel ist, dass die berufliche Bildung gesellschaftlich und individuell als gleichwertig mit der akademischen Bildung wahrgenommen wird. Sie ist ein Königsweg und keine zweite Wahl. Wenn es uns gelingt, dafür das Bewusstsein zu stärken, dann werden wir auch wieder steigende Zugangsquoten in die berufliche Bildung erleben“, sagte Eisenmann bei ihrer Begrüßung. Die KMK-Schwerpunktsetzung und auch der heutige Kongress, so die Ministerin, sollen den Austausch zwischen der Wirtschaft, den Arbeitnehmervertretern und der schulischen Seite fördern und den Dialog zwischen Bund und Ländern intensivieren. Als eine zentrale Maßnahme nannte Eisenmann die berufliche Orientierung. Schulen hätten, so Eisenmann, eine wichtige Funktion bei der Berufswahlentscheidung junger Menschen. Diesen Einfluss müssten die Länder nutzen, um das duale System zu stärken: „Wir müssen den Wert der beruflichen Bildung wieder stärker betonen. Wir müssen schon in der Schule klar machen, dass auch eine Ausbildung im dualen System zu einer anspruchsvollen Karriere führen kann“, sagte Eisenmann.

Bildungskongress „Berufliche Bildung: Analysen, Trends und Perspektiven“

Der Kongress begann mit einem Blick auf die berufliche Bildung aus wissenschaftlicher Sicht. Prof. Dr. Dieter Euler, Direktor des Instituts für Wirtschaftspädagogik der Universität Sankt Gallen, analysierte in seinem Vortrag die aktuelle Ausgangssituation der beruflichen Bildung in Deutschland. Dabei ging er unter anderem auf die Herausforderungen des Übergangs von der Schule in eine Berufsausbildung (Stichwort Übergangssysteme) und die passgenaue Vermittlung von Bewerbern und Ausbildungsangeboten sowie auf Akademisierungstendenzen ein.

Nach diesen Impulsen stellten Vertreter aus vier Ländern Praxisbeispiele zu aktuellen Handlungsfeldern in der beruflichen Bildung vor. Dr. Robert Geiger (Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst Bayern) referierte über das bayerische Konzept der Integration von Flüchtlingen in die berufliche Bildung und beleuchtete insbesondere Aktivitäten, die den Übergang in eine Berufsausbildung sowie die Erfolgsaussichten einer Ausbildung verbessern sollen. Rainer Schulz (Behörde für Schule und Berufsbildung Hamburg) berichtete über die Jugendberufsagentur, die sich seit 2013 in Hamburg als Dienstleister für junge Menschen am Übergang von der Schule in eine Berufsausbildung oder ein Studium etabliert hat. Petra Jendrich (von der Senatorin für Kinder und Bildung Bremen) stellte das Bremer Konzept zur Inklusion an beruflichen Schulen und in der beruflichen Bildung vor. Dieses setzt auf eine enge Kooperation der beruflichen Schulen mit Ausbildungsbetrieben, um gemeinsam individuelle Fördersettings der Auszubildenden zu ermöglichen. Klaus Lorenz (Kultusministerium Baden-Württemberg) informierte über Modellversuche zu Tablets im Unterricht an beruflichen Schulen und über das Projekt Industrie 4.0, das mit dem Konzept der Lernfabriken 4.0 in die Breite getragen wird, um zeitgemäße, der Entwicklung der Wirtschaft entsprechende Kompetenzanforderungen zu erfüllen.

Moderierte Gesprächsrunde am Nachmittag

Die Praxisbeispiele aus den Ländern dienten auch als Anregung für die moderierte Gesprächsrunde am Nachmittag, die Standpunkte und Lösungen zu den aktuellen Herausforderungen der beruflichen Bildung erörterte. Es diskutierten:

  • Dr. Ludwig Spaenle, bayerischer Staatsminister für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst,
  • Ties Rabe, Senator für Schule und Berufsbildung der Freien und Hansestadt Hamburg,
  • Dr. Gerhard F. Braun, Vizepräsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA),
  • Elke Hannack, stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB),
  • Prof. Dr. Burckhart, Vizepräsident der Hochschulrektorenkonferenz,
  • Eugen Straubinger, Vorsitzender des Bundesverbands der Lehrerinnen und Lehrer an berufsbildenden Schulen,
  • Joachim Straub, Vorsitzender des Landesschülerbeirats Baden-Württemberg.

Der Kongress zeigte einerseits die Bedeutung der beruflichen Bildung für den wirtschaftlichen wie auch den Bildungserfolg Deutschlands klar auf. Dabei ging es besonders darum, einem Missverständnis entgegenzuwirken: dem, dass sich beruflicher Erfolg, persönliche Zufriedenheit und guter Verdienst nur mit akademischer Bildung erreichen ließe. Hingegen sprechen viele Argumente dafür, frühzeitig auf die Bildungswege und Karrierechancen der beruflichen Ausbildungsangebote hinzuweisen und für sie zu werben.

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