„Dr. Ljiljana Gehrecke ist ein Juwel für die Stadt Vukovar, die Region, für ihr Land und für den fruchtbaren länderübergreifenden Dialog“, sagte der Minister für Bundesrat, Europa und internationale Angelegenheiten Peter Friedrich anlässlich der Überreichung des Verdienstkreuzes am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland an Dr. Ljiljana Gehrecke im kroatischen Vukovar.
Die im damaligen Königreich Jugoslawien gebürtige Dr. Ljiljana Gehrecke sei nach Studium und Promotion an der Universität Belgrad Professorin an der dortigen Wirtschaftsfachhochschule und im European Center for Peace and Development, University of Peace der Vereinten Nationen in Belgrad, gewesen. Durch ihren Mann habe sie lange in Deutschland gelebt. Nach dem verheerenden Kriegsgeschehen sei sie 1996 nach Kroatien zurückgekehrt und habe mit Gleichgesinnten das Europahaus Vukovar gegründet. Von 2000 bis 2008 war sie die erste Präsidentin des Europahauses und ist seitdem Ehrenpräsidentin dieser Einrichtung. „Die Gründung des Europahauses war ein mutiger und zugleich weitreichender Schritt. Insbesondere deshalb, weil zu diesem Zeitpunkt für die meisten Menschen das Hauptanliegen war, wieder ein Dach über dem Kopf zu haben“, sagte Minister Friedrich. Dabei sei ein erstes Ziel gewesen, die Rückkehr der vertriebenen und geflüchteten Bevölkerung zu organisieren sowie die Integration dieser neu zusammengefundenen Gemeinschaft zu fördern.
„Damit setzte sie ein deutliches Zeichen gegen Misstrauen, Wut, Feindschaft und Aggression und zugleich ein Zeichen für Frieden, Freiheit, Demokratie und Gerechtigkeit und den gemeinsamen Dialog“, betonte der Minister. Das sei ein wichtiges Signal gewesen, denn die Stadt Vukovar war die am stärksten zerstörte Gemeinde im heutigen Kroatien, die Menschen auf beiden Seiten waren schwer traumatisiert. Verbindendes Element sei die Beziehung aller Menschen zu ihrer Heimatstadt. Umso bedauerlicher sei es, dass in vielen Bereichen Trennungen zwischen den Ethnien fortbestehen würden. „Das zeigt, dass Frau Dr. Gehreckes Arbeit unverzichtbar ist. Die Überwindung dieser Spaltung war und ist ihr eine Herzenssache, um den Frieden in Vukovar zu festigen“, so Minister Friedrich. „Mit dem Europahaus ist es ihr auf herausragende Weise gelungen, ein Begegnungszentrum zu schaffen, in dem Bürgerinnen und Bürger aller Ethnien zusammenkommen können.“ Zur Aussöhnung sei neben politischen Gesten auch die Arbeit auf der Ebene der Zivilgesellschaft von Nöten. Dies geschehe etwa durch Projekte zur Wiederherstellung der Gemeinde, zur Fort- und Weiterbildung und insbesondere durch Projekte in der Jugendarbeit. „Durch gemeinsames Handeln werden hier Feindbilder abgebaut“, so der Minister.
Außerdem habe das Europahaus in Zusammenarbeit mit der Vukovar-Srijem Gespanschaft zahlreiche Projekte zur Information und Schulung der lokalen Bevölkerung über die Europäische Union durchgeführt. „Durch die Partnerschaft der Gespanschaft mit dem Europa Zentrum Baden-Württemberg und dem Zentrum für Allgemeine Wissenschaftliche Weiterbildung der Universität Ulm konnten auch die Beziehungen der in Deutschland lebenden Kroaten und Serben verbessert werden“, betonte der Minister. Auch habe sie 2002 als lokale Partnerin der Friedrich Ebert Stiftung (FES) eine entscheidende Rolle dabei gespielt, dass die FES mit dem Europahaus eine Debattenplattform schaffen konnte, auf der sich Angehörige der verschiedenen Volksgruppen begegnen und über politische und soziale Probleme austauschen können.
„Dr. Ljiljana Gehrecke hat es stets verstanden, mit großer Geduld gegen Vorbehalte und Anfeindungen interethnische Begegnungen möglich zu machen“, so Friedrich. „Ihr von Ausdauer, großer Einfühlsamkeit und viel Kraft geprägtes Engagement soll ein Vorbild für viele andere sein.“