„Prof. Dr. George Turner hat viel für unsere Hochschullandschaft in Baden-Württemberg und für den gesamten Hochschul- und Wissenschaftsstandort Deutschland geleistet. Er gilt bis heute als Bildungsexperte par excellence, der frühzeitig Konfliktpotentiale in der Wissenschaftspolitik erkannt hat und dessen Thesen Grundlage für wichtige Hochschulreformen waren“, sagte Staatssekretär Klaus-Peter Murawski anlässlich der Überreichung der Staufermedaille in Gold an Prof. Dr. George Turner in Berlin. „Sein unkonventionelles Denken, seine Innovations- und Durchsetzungsfähigkeit und auch sein klarer Blick für die Einschätzung des politisch Machbaren haben ihm hohes Ansehen eingebracht.“
Geboren in Ostpreußen, prägten der zweite Weltkrieg und die Befreiung von der Nazidiktatur, Vertreibung und Flucht seine Kindheit und frühe Jugend. In Uelzen machte er sein Abitur, studierte dann in Göttingen, Würzburg und München Rechts- und Staatswissenschaften. Nach der Promotion in Göttingen habilitierte Prof. Turner an der TU Clausthal und wurde dort 1968 Wissenschaftlicher Rat und Professor. Fast ein halbes Jahrhundert sei es her, dass er an der Berliner TU einen Lehrauftrag erhalten hatte. „Als er dann an die Universität Hohenheim kam, standen nicht die Krautköpfe der Fildern im Mittelpunkt seines Wirkens, sondern die wissenshungrigen Studentenköpfe, die Dozenten und Lehrenden, die Intellektuellen und Politiker sowie der Austausch mit den führenden Köpfen des Landes“, betonte Murawski. „Kurzum, wir würden heute sagen, Prof. Turner war für das Hochschulmanagement zuständig.“ 1970 wurde er zum ersten Präsidenten der Universität Hohenheim gewählt und lenkte diese erfolgreich. In seine Zeit in Hohenheim fallen auch seine ersten Begegnungen mit dem jetzigen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann, der damals Student und Vorsitzender des AStA war. „Aus den Erzählungen von Winfried Kretschmann geht hervor, dass Prof. Turner bei aller Härte in der Sache gegenüber Studierenden doch mit einer großen Gelassenheit und Liberalität agiert hat. Das war, noch dazu für die damalige Zeit, nicht selbstverständlich“, betonte Staatssekretär Murawski. Hochschulpolitisch sei er als Vorsitzender der Landesrektoren-Konferenz von Baden-Württemberg, als Vizepräsident der Westdeutschen Rektorenkonferenz und schließlich als Präsident der Westdeutschen Rektorenkonferenz ein wichtiger Ansprechpartner gewesen.
1986 ging Prof. Turner nach Berlin und übernahm dort im Senat die Zuständigkeit für Wissenschaft und Forschung. „Hier konnte er seine umfangreichen Erfahrungen in Forschung und Lehre sowie im Hochschulmanagement direkt auf politischer Ebene umsetzen“, unterstrich Murawski. Nach dem Regierungswechsel in Berlin kehrte er als Lehrstuhlinhaber für Wirtschafts- und Agrarrecht sowie Wissenschaftsverwaltung nach Hohenheim zurück. Unmittelbar nach dem Mauerfall übernahm er zusätzlich eine Gastprofessur an der Berliner Humboldt-Universität, die er bis zu seinem Ruhestand im Jahr 2000 innehatte.
„Prof. Turner hat die Geschicke der deutschen Hochschullandschaft auf vielfältige Weise geprägt: so beispielsweise mit den innovativen Vorschlägen zur Modernisierung des Ausbildungssystems an deutschen Hochschulen und einem realistischen Umgang mit steigenden Studierendenzahlen“, sagte Klaus-Peter Murawski. „Prof. Turner hat die Themen frühzeitig erkannt und es wurden viele seiner Vorschläge von den Universitäten und der Politik aufgegriffen.“ Bereits Anfang der 70er Jahre forderte er „mehr Wirtschaftlichkeit an Universitäten“ und ein „Management nach dem Muster von Unternehmen“. Die entsprechend auf deutsche Verhältnisse angepasste Übernahme von Bachelor- und Master-Studiengängen hatte er ebenfalls bereits Anfang der 70er Jahre vorgeschlagen. Für ein sachgerechtes Ranking entwickelte er in einem seiner Bücher ebenso die Grundlagen wie für Ideen, wie eine künftige Differenzierung der Hochschullandschaft aussehen könnte. Eine umfangreiche Darstellung zur Geschichte der Hochschulreform insgesamt sei ebenfalls sein Werk. Zu erwähnen sei auch, dass Prof. Turner mit der Öffnung des Ostblocks unter anderem auch die Zusammenarbeit mit Bildungseinrichtungen der Baltischen Staaten unterstützte.