Sie helfen bei Streit mit Mitschülern oder Konflikten in der Familie: Die Schulsozialarbeiterinnen und Schulsozialarbeiter. Sie sind damit eine wichtige Ergänzung zur Arbeit der Lehrerinnen und Lehrer an unseren Schulen. Die Landesregierung investiert deshalb konsequent in den flächendeckenden Ausbau der Schulsozialarbeit. Wir waren an einer Schule in Stuttgart und haben dort eine Schulsozialarbeiterin besucht.
Es klingelt zur großen Pause an der Anne-Frank-Realschule im Stuttgarter Stadtteil Möhringen. Schnell füllen sich die Gänge mit Schülerinnen und Schülern, die auf den Pausenhof strömen. Und schnell klopft es dann auch an der Tür von Bianca Tennigkeit – ein Schüler möchte sich einen Fußball ausliehen. Als Pfand gibt er seine Kopfhörer.
Als Schulsozialarbeiterin gehört die Pausenbetreuung zu den festen Aufgaben von Bianca Tennigkeit. „Das mache ich zusammen mit unseren Schülermentoren. Das sind neun Achtklässler, die sich als Mentoren für die jüngeren Schüler engagieren“, erklärt Tennigkeit. „Sie überlegen sich zum Beispiel Spielangebote für die jüngeren Schüler.“ Sie selbst ist auf dem Pausenhof als Ansprechpartnerin für die Schülerinnen und Schüler da. Manchmal muss sie auch kleinere Streitereien klären.
Projekte im Unterrichtsalltag
Die Anne-Frank-Realschule ist eine Ganztagschule, in der Schülerinnen und Schüler auch zu Mittag essen. In dieser Mittagspause ist Bianca Tennigkeit ebenfalls dabei. Als Schulsozialarbeiterin ist sie Vertrauensperson für alle Schüler, die sich nicht ihren Eltern, ihrer Lehrerin oder ihrem Lehrer anvertrauen möchten und unterliegt sogar einer Schweigepflicht. Auch bei Elterngesprächen ist sie manchmal dabei. Neben den Pausen und der Mittagspause haben die Schülerinnen und Schüler auch die Gelegenheit, mit Bianca Tennigkeit bei ihren anderen Angeboten wie einer Werkstatt oder einem Kochprojekt ohne große Hürden in Kontakt zu kommen.
„Mein Schwerpunkt ist aber nicht die Einzelfallhilfe, das machen hier hauptsächlich die Lehrer selbst“, so Tennigkeit. Stattdessen sind Projekte mit der ganzen Klasse ein wichtiger Teil ihres Aufgabenbereichs. „Die Projekte werden im Unterrichtsalltag eingebunden“, so Tennigkeit. „Inhaltlich geht es da zum Beispiel um Klassenstärkung, Teamtrainings oder Suchtprävention.“ Auch ein berufliches Planspiel für die neunte Klasse hat sie im Programm, in der achten gibt’s ein soziales Kompetenztraining. „Wenn ich eine Idee für ein Projekt in einer Klasse habe, gehe ich auf die Lehrerin oder den Lehrer zu und wir schauen, ob und wie sie das einbinden können“, so Tennigkeit.
Eine unabhängige Ansprechpartnerin
Die Anne-Frank-Realschule in Stuttgart-Möhringen ist nur eines von vielen Beispielen dafür, dass Schulsozialarbeit längst nicht mehr nur an so genannten Brennpunktschulen gefragt ist. Sie im Angebot zu haben bedeutet für die Schule keinen Prestigeverlust, sondern ist im Gegenteil zu einem wichtigen Merkmal einer guten Schulkultur geworden.
Auch Schulleiterin Beate Müller ist froh, dass sie nun eine Schulsozialarbeiterin an der Anne-Frank-Schule beschäftigen kann. „Seit fünf Jahren wollte ich Schulsozialarbeit im Angebot haben, aber das war so nicht machbar“, sagt Müller. Da die Landesregierung die Schulsozialarbeit seit 2012 finanziell massiv unterstützt, konnte Bianca Tennigkeit an der Anne-Frank-Schule anfangen. Die Schulsozialarbeiterin ergänze mit ihrer Ausbildung die Arbeit der Lehrerinnen und Lehrer, mache diesen aber keinesfalls Konkurrenz. „Es geht darum, soziale Unterstützungsangebote zu machen“, so Müller. „Unsere Lehrerinnen und Lehrer fühlen sich extrem gut unterstützt durch die neue Fachkraft.“
Seit dem Schuljahr 2014/2015 ist die Anne-Frank-Schule darüber hinaus zur Gemeinschaftsschule geworden. „Das bedeutet eine große Demokratisierung bei den Schülerinnen und Schülern, etwa durch einen Klassenrat, in der Schülermitverwaltung oder dem Schulrat“, sagt Müller. Die Schulsozialarbeiterin könne außerhalb des Unterrichtes mithelfen, diese Prozesse zu koordinieren. Vorteil: Bianca Tennigkeit steht weder auf der Seite der Lehrerinnen und Lehrer, noch auf der der Eltern, sondern bildet eine unabhängige Ansprechpartnerin für Schülerinnen und Schüler.
Mehr als jede zweite Schule im Land setzt auf Schulsozialarbeit
Die Landesregierung hat die Bedeutung der Schulsozialarbeit erkannt und hat sie deshalb allein in den letzten drei Jahren mit 55 Millionen Euro gefördert. Diese Investition hat sich rasch ausgezahlt, das Angebot ist mittlerweile flächendeckend: 2.600 Schulen und damit mehr als jede zweite Schule im Land setzt auf Schulsozialarbeit. Die Anzahl der Vollzeitstellen ist bereits in den ersten bei Jahren nach dem Regierungswechsel 2011 um fast 30 Prozent gestiegen.