Naturschutz

Luchs im Südschwarzwald mit Halsbandsender ausgestattet

Ein Luchs (Foto: © Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA))

Der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg ist es erneut gelungen, ein Luchsmännchen zu fangen, mit einem Halsbandsender auszustatten und wieder in die Freiheit zu entlassen. Der Sender liefert nun zwei Jahre wertvolle Daten für die Wissenschaft.

„Luchse zählen zu den seltensten Tieren im Land. Nur wenige dieser heimlichen Exemplare kommen aus dem Schweizer Jura oder den Alpen zu uns und durchstreifen dann oft völlig unbemerkt unsere heimischen Wälder. Seine Wege zu beobachten und sein Verhalten zu kennen ist für uns sehr wichtig, wenn wir den Luchs wieder als festen Einwohner Baden-Württembergs haben wollen“, sagte der Minister für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Peter Hauk.

Einem Team der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA) gelang es erneut, einen Luchs zu fangen, mit einem Halsbandsender auszustatten und wieder in die Freiheit zu entlassen. Der Sender liefert nun zwei Jahre wertvolle Daten für die Wissenschaft. Das Luchsmännchen war zuvor nur selten beobachtet worden.

Fotofallenbilder oder Reste von Beutetieren seien Hinweise auf die Anwesenheit des scheuen Jägers, der immer als Einzelgänger unterwegs ist. Solchen Meldungen gehen die Experten der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg-Württemberg nach, die mit dem Monitoring der Luchse beauftragt sind. Seit Beginn der Untersuchung im Jahr 2004 konnten bei 1.500 eingegangenen Meldungen mit Luchsverdacht lediglich in wenigen Fällen der Luchs bestätigt werden. „Seit dem Jahr 2004 konnten nur sieben verschiedene männliche Luchse nachgewiesen werden, Weibchen waren bisher keine dabei“, erläutert Hauk. Eine Population allein durch Zuwanderung werde sich deshalb in absehbarer Zeit nicht entwickeln. „Weibliche Luchse sind in ihrem Ausbreitungsverhalten deutlich zurückhaltender als die Männchen und queren die zahlreichen Barrieren am Hochrhein bislang nicht“, so der Minister.

Luchs seit April 2015 im Südschwarzwald unterwegs

Welche Wege die Männchen allerdings zwischen der Schweiz und dem Schwarzwald nehmen, lasse sich eventuell bald klären: Kurz vor Jahresende gelang es dem Team der FVA im Südschwarzwald einen Luchs an einem frisch gefundenen Beutetier zu fangen und mit einem Halsbandsender auszustatten. Dieser sende nun über zwei Jahre regelmäßig Daten über den Aufenthaltsort an die Wissenschaftler.

„Mit etwas Glück können wir von diesem Luchs lernen, welche Wege sich noch am besten für die Querung des dicht besiedelten Hochrheintales eignen, denn Luchsmännchen unternehmen in der nun bald anstehenden Paarungszeit weite Exkursionen, um weibliche Tiere zu finden“, erklärt Hauk. Zudem würden die Daten genutzt, um die Jäger regelmäßig über die Lebensweise des Tieres zu informieren.

Da die Tiere sehr scheu sind, gibt es trotz einzelner Beobachtungen nur wenige Kenntnisse über den Luchs im Südschwarzwald. Eine erste Überraschung gab es bereits nach Auswertung der beim Fang entstandenen Bilder des Luchses. Da das Fleckenmuster von Luchsen wie der Daumenabdruck beim Menschen einzigartig ist, war ein Abgleich mit bereits vorhandenen Luchsbildern in der Region möglich. „Die Forscher konnten über den Abgleich nachweisen, dass alle auswertbaren Fotoaufnahmen von Luchsen aus dem Südschwarzwald ein und dasselbe Tier zeigen. Wir wissen somit, dass dieser Luchs seit April 2015 im Südschwarzwald sehr großräumig unterwegs ist, und es ist gut möglich, dass er regelmäßig Kontakt zu seinen Schweizer Artgenossen sucht“, so der Minister.

Der Luchs

Luchse gehören zu den seltensten Tieren in Baden-Württemberg und sind streng geschützt. Ursprünglich waren sie in ganz Mitteleuropa verbreitet, wurden jedoch im späten Mittelalter ausgerottet. Vor 40 Jahren wurden Luchse in der Schweiz aktiv angesiedelt. Seit den 90er Jahren ist die Zuwanderung einzelner Luchse nach Baden-Württemberg nachgewiesen, die in aller Regel schnell wieder verschwinden. Bisher wurden nur männliche Tiere in Baden-Württemberg nachgewiesen. Zwei Tiere wurden bisher mit einem Halsbandsender ausgestattet (Luchs „Friedl“ und Luchs „Tello“). Luchse erreichen die Größe eines Schäferhundes, stellen für Menschen aber keinerlei Gefahr dar. Kommt es zu einer Begegnung, so zieht sich der Luchs zurück.

Wenn sich ein Luchs niederlässt, so nutzt er ein Revier von bis zu 300 Quadratkilometern. Dort erbeutet er überwiegend Rehe. Nutztiere fallen Luchsen äußerst selten zum Opfer. Kommt es zu einem solchen Fall, so wird die/der Tierhalterin/Tierhalter aus einem Fonds entschädigt, der von Verbänden aus der Arbeitsgruppe Luchs und Wolf Baden-Württemberg (AG Luchs und Wolf) gespeist wird. Die Arbeitsgruppe wurde im Jahr 2004 vom damaligen Ministerium für Ländlichen Raum gegründet und behandelt alle Fragen rund um den Luchs in Baden-Württemberg. In der Arbeitsgruppe sind unter anderem Verbände aus Jagd, Landwirtschaft, Naturschutz und Tourismus vertreten. Allen Verbänden der AG ist an einer Versachlichung der Diskussion um die große Katze gelegen.

Luchsmonitoring in Baden-Württemberg

Das landesweite Luchsmonitoring wird seit 2004 von der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA) durchgeführt. Seit dem Jahr 2004 sind an der FVA knapp 1.500 Meldungen mit Luchsverdacht eingegangen und bearbeitet worden. In 178 Fällen konnte der Luchs bestätigt werden. Sicher unterschieden wurden dabei sieben Luchsmännchen. Wie auch bei den zuvor sicher nachgewiesenen Luchsen im Land, übernimmt der Landesjagdverband die Patenschaft für das nun mit einem Halsbandsender ausgestattete Männchen. Aktuell ist neben dem besenderten Tier nur ein Luchs im Oberen Donautal sicher nachgewiesen.

Die FVA und alle in der AG vertretenen Verbände bitten darum, Luchshinweise möglichst rasch an die FVA unter der Nummer 0761/4018-274 zu melden.

Arbeitsgruppe Luchs

Wildtiere in Baden-Württemberg

Weitere Meldungen

Ein Wolf sitzt im Erlebnispark Tripsdrill in einem Gehege. (Foto: dpa)
  • Wolf

Wolfsriss in Wolpertshausen nachgewiesen

Wolf
  • Wolf

Wolf in Lenzkirch überfahren

Unterer Stammabschnitt der Großvatertanne im ehemaligen Bannwald Wilder See in der Kernzone des Nationalparks Schwarzwald
  • Nationalpark Schwarzwald

Verhandlungen zum Tausch von Waldflächen

Feldweg
  • Ländlicher Raum

Land fördert Flurneuordnungen im Neckar-Odenwald-Kreis

Das Steinheimer Becken am Albuch (Kries Heidenheim). (Bild: Stefan Puchner / dpa)
  • Naturschutz

Landesnaturschutzpreis 2024 ausgeschrieben

Wildblumen, wie die Glockenblume, bieten Pollen für Wildbienen.
  • Naturschutz

Wildbienen-Glück im ganzen Land

  • Ernährung

Regionale Produkte in landeseigenen Kantinen

Die Kabinettsmitglieder sitzen am Kabinettstisch der Villa Reitzenstein.
  • Landesregierung

Bericht aus dem Kabinett vom 5. März 2024

Ein Fahrradfahrer fährt in der Nähe von Tübingen in Baden-Württemberg auf einem Feldweg. (Bild: dpa)
  • Ländlicher Raum

Land fördert multifunktionalen Weg in Wagenschwend

Im Wasser einer renaturierten Moorfläche spiegelt sich die Sonne. (Foto: © dpa)
  • Naturschutz

Erwerb natur- und klimaschutzwichtiger Flächen

Über eine Landstraße krabbelt eine Kröte. (Foto: dpa)
  • Artenschutz

Amphibien gehen wieder auf Wanderschaft

Eine Frau greift nach einem Apfel aus dem Obst- und Gemüseregal eines Reformhauses. (Foto: © dpa)
  • Ernährung

Landesweite Ernährungstage 2024

Ein Regenwurm liegt auf der Erde.
  • Biodiversität

Regenwürmer verbessern Böden nachhaltig

Ein Admiral (Vanessa atalanta) sitzt bei Bergatreute auf einer Rainfarn-Phazelie (Phacelia tanacetifolia).
  • Naturschutz

2,5 Millionen Euro für Naturschutzprojekte

Blick in den Wald
  • Landwirtschaft

Europäische Verordnung zur Wiederherstellung der Natur

Ein Graupapagei sitzt auf einer Holzstange.
  • Artenschutz

Online-Meldeportal zum Artenschutz gestartet

Ein Bio-Bauer bringt mit seinem Traktor und einem Tankwagen als Anhänger, die angefallende Jauche auf einer Wiese aus. (Bild: dpa)
  • Landwirtschaft

Neue Mindestanforderungen zur Begrenzung von Erosion

Mohn- und Kornblumen blühen in einem Getreidefeld (Bild: dpa).
  • Landwirtschaft

Direktzahlungsverordnung zur GAP geändert

Eine Familie wandert durch den Nationalpark Schawarzwald (Bild: qu-int.gmbh / Nationalpark Schwarzwald).
  • Naturschutz

Zehn Jahre Nationalpark Schwarzwald

Luftbild der Stadt Oberriexingen mit Feldern, Bahnstrecken und Straßen
  • Landesentwicklung

Eckpunkte für neuen Landesentwicklungsplan

Die Kabinettsmitglieder sitzen am Kabinettstisch der Villa Reitzenstein.
  • Landesregierung

Bericht aus dem Kabinett vom 12. Dezember 2023

Eine Biene zieht Nektar aus einer gelben Wiesenblume.
  • Biologische Vielfalt

Land fördert Biotopverbund für besseren Arten- und Naturschutz

Steinpilz im Wald
  • Landwirtschaft

Waldboden ist Boden des Jahres 2024

Luchsweibchen wird im Schwarzwald ausgewildert
  • Artenschutz

Erste Luchskatze im Land ausgewildert

Zukunft Altbau Logo
  • Energieeffizienz

25. Jubiläum des Herbstforums Altbau

// //