Energie

Land zeichnet energieeffiziente Kreise aus

Logo Leitstern Energieeffizienz

Franz Untersteller, Minister für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg, hat die Gewinner des Jahres 2015 im Wettbewerb für Stadt- und Landkreise „Leitstern Energieeffizienz“ ausgezeichnet. Sieger ist der Landkreis Böblingen, der 2014 den dritten Platz erreicht hatte. Zweiter wurde erneut der Rems-Murr-Kreis, neuer Dritter ist der Zollernalbkreis.

Die erfolgreichen Effizienzmaßnahmen und -strategien reichen vom massiven Einsatz CO2-sparender KWK-Anlagen, effizienter Schwimmbadpumpen und LED-Straßenbeleuchtung über die Nutzung von Pedelecs und E-Autos im Fuhrpark bis zur Beratung von Gewerbe, Handel und Privathaushalten.

Im vergangenen Jahr lag der Schwerpunkt des Wettbewerbs auf Effizienzsteigerungen im Wärmebereich. 2015 kamen auch der Bereich Stromverbrauch und innovative Konzepte zur Vernetzung relevanter Akteure und bei der Optimierung des Fuhrparks hinzu.

Kreise als Schrittmacher bei Klimaschutz und Energiewende

Umwelt- und Energieminister Franz Untersteller hob in seiner Rede bei der Verleihung des Leitsterns die wichtige Rolle der Kreise als Schrittmacher bei Klimaschutz und Energiewende hervor: „Dass Landkreise und Städte im Bereich Energieeffizienz viel leisten können, war mir durchaus bewusst. Dass aber bereits so viele gute Aktivitäten laufen, ist beeindruckend. Die guten Beispiele und das gute Vorbild, davon bin ich überzeugt, wirken in die Bevölkerung, die Gemeinden und die Wirtschaft hinein.“

Entscheidend für die Bewertung der teilnehmenden Kreise im Wettbewerb sind die Maßnahmen und Aktivitäten, die sie bei der Energieeffizienz umsetzen und die damit erzielten Erfolge. Dafür hat das Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) einen Kriterienkatalog entwickelt. Die Indikatoren der Stuttgarter Wissenschaftler berücksichtigen die uneinheitlichen Strukturen der Stadt- und Landkreise und ermöglichen so einen landesweiten Vergleich. Unter anderem flossen Daten zum Energieverbrauch der kreiseigenen Liegenschaften, Effizienzmaßnahmen sowie Beratungs- und Informationsangebote mit in das Ergebnis ein. Zusätzlich wurden kreisscharf Statistiken zum Energieverbrauch verschiedener Sektoren ausgewertet und untersucht, wie viel öffentliche Förderprogramme die Kreise nutzen.

„Um mit einer effizienteren Nutzung von Strom und Wärme die Energiewende voranzubringen, bedarf es großer Anstrengungen aller Akteure in Deutschland“, sagte dazu Prof. Dr. Frithjof Staiß, geschäftsführendes Vorstandsmitglied des ZSW. „Die Kreise Baden-Württembergs und ihre Bürger haben bereits eindrucksvoll gezeigt, dass jeder Einzelne einen wichtigen Beitrag zu mehr Energieeffizienz leisten kann.“

Neben der Bewertung und Auszeichnung einzelner herausragender Kreise dient der „Leitstern Energieeffizienz“ vor allem dazu, erfolgreiche Effizienzstrategien und -modelle für andere zugänglich zu machen. Minister Untersteller: „Erfahrungen austauschen und voneinander lernen ist ein wichtiger Zweck und Mehrwert des Wettbewerbs. Ich denke, für die Teilnehmerkreise ist es im Anschluss an die Preisverleihung spannend, sich mit den anderen Kreisen zu vergleichen, um vielleicht die eine oder andere Idee mitzunehmen und selbst bei sich anzuwenden.“

Außer den drei ersten Preisträgern ist auch der Landkreis Tuttlingen als bester Aufsteiger des Jahres geworden. Sonderpreise erhielten die Stadt Karlsruhe (effiziente Stromnutzung), die Stadt Heidelberg (Vernetzung/Kommunikation) sowie der Rems-Murr-Kreis (Fuhrpark/Mobilität).

Der Wettbewerb „Leitstern Energieeffizienz“ wird 2016 fortgeführt und nach Wärme (2014) und Wärme und Strom (2015) um den Aspekt der Mobilität erweitert.

Die Preisträger und entscheidende Kriterien

1. Platz: Böblingen
Aufgestiegen vom 3. Platz punktet der Gesamtsieger besonders bei den Inputindikatoren (Aktivitäten und Anstrengungen). Hier ist Böblingen bei vier von fünf Indikatoren spitze: bei der Programmatik, den Effizienzzielen, den Energieagenturen sowie bei der Vorbildfunktion mit ambitionierten Vorgaben für Liegenschaften und bei der Beschaffung von Elektrogeräten. Bei den Output-Indikatoren (messbare Erfolge) schneidet Böblingen besonders bei der Effizienz der Industrie und bei der Kraft-Wärme-Kopplung sehr gut ab. In dieser Domäne der Stadtkreise baut Böblingen dank eines starken KWK-Ausbaus seine Position als Landkreis mit der größten installierten thermischen KWK-Leistung pro Einwohner noch aus.

2. Platz: Rems-Murr-Kreis
Der Rems-Murr-Kreis belegt – wie schon im letzten Jahr – den 2. Platz. Der Landkreis arbeitet in vielen Bereichen aktiv und erfolgreich an der Steigerung der Energieeffizienz. Besonders gut schneidet der Rems-Murr-Kreis bei den Inputindikatoren ab, dort vor allem bei den Effizienzzielen. Aber auch bei den übrigen Inputindikatoren liegt der Kreis auf vorderen Plätzen. Bei den messbaren Erfolgen punktet der Kreis unter anderem mit der Inanspruchnahme von verschiedenen Förderprogrammen (vor allem Klimaschutz-Plus und Förderprogramme der L-Bank).

3. Platz: Zollernalbkreis
Der Zollernalbkreis hat sich von Platz 11 (2014) erfolgreich auf den dritten Platz hochgearbeitet und damit stark verbessert. Besonders punkten konnte er mit seinem neuen Energie- und Klimaschutzkonzept. Sehr gut schneidet der Zollernalbkreis auch beim Energieverbrauch der eigenen Liegenschaften ab, hier vor allem beim Stromverbrauch. Die Industrie ist bezogen auf die Bruttowertschöpfung verhältnismäßig effizient.

Sonderpreis „Bester Aufsteiger“: Landkreis Tuttlingen
Den Sonderpreis „Bester Aufsteiger“ erhält der Landkreis Tuttlingen für seinen Sprung in die Top Ten (Platz 9) von einem der hintersten Plätze in 2014. Den Erfolg verdankt der Landkreis Tuttlingen seinem ambitionierten Klimaschutzkonzept. Außerdem handelt der Landkreis vorbildlich bei den eigenen Gebäuden und der Beschaffung von stromsparendenden Geräten. Der Landkreis ist im Vergleich zu anderen Kreisen bei den messbaren Erfolgen relativ gut aufgestellt. Besonders aktiv ist Tuttlingen bei Effizienzfördermaßnahmen und der Energieberatung.

Sonderpreis „Investitionen in Stromeffizienz“: Stadtkreis Karlsruhe
Der Stadtkreis Karlsruhe hat mit vielen Maßnahmen die Stromeffizienz gesteigert und den Stromverbrauch gesenkt. Beispielsweise hat der städtische Zoo ein integriertes Energiekonzept bekommen und auch gleich in die Tat umgesetzt. Seitdem verbrauchen Pumpen und Beleuchtung deutlich weniger Strom. Das Konzept wurde auf andere städtische Einrichtungen, wie den Friedhof oder die Feuerwehren, übertragen. Beim Bäderbetrieb, als einer der größten Energieverbraucher, konnte eine neue Pumptechnik die Energiekosten drastisch senken. Die erfolgreiche Maßnahme wurde bereits auf drei weitere Schwimmbäder übertragen.

Herausragend fand die Jury den flächendeckenden Einsatz von LED-Beleuchtung: von Leuchten in Gebäuden über die Straßenbeleuchtung bis zu Straßenampeln.

Sonderpreis „Vernetzung/Kommunikation“: Stadtkreis Heidelberg
Heidelberg entwickelte ein Masterplankonzept, um die gesamte Stadtgesellschaft für die Energieeffizienz zu begeistern. Ein Netzwerk sorgt dafür, dass relevante Akteure wie Handwerker, Architekten, Planer und Berater sich fachlich austauschen, Effizienzpotenziale erheben und Reibungsverluste zwischen den Fachgebieten vermindern. Bei der „mitgestaltenden Bürgerbeteiligung“ mit Bürgerkonferenzen und Jugendklimagipfel erarbeiten Jung und Alt zukunftsträchtige Konzepte. Aber auch Bürger, die bisher nicht mitmachten, will der Kreis künftig stärker motivieren.

Darüber hinaus berät bereits seit vielen Jahren ein Netzwerk aus Energieberatern interessierte Bürger, wodurch die Qualität von energetischen Sanierungen verbessert und gleichzeitig die Sanierungsrate erhöht wird.

Die Jury beeindruckte dieser ganzheitliche Ansatz, die Vernetzung der Fachleute und die Einbeziehung aller Bürgerinnen und Bürger.

Sonderpreis „Fuhrpark/Mobilität“: Rems-Murr-Kreis
Das Querschnittsprojekt „Neue Wege für die Mobilität im Alltag“ soll die nachhaltige Mobilität im Alltag aufzeigen, vernetzen und ausbauen. Beim Programm „bike and work“ unterstützt der Kreis Arbeitgeber die Infrastruktur für radelnde Mitarbeiter wie sichere Fahrradständer, Aufladestationen für Pedelecs usw. zu verbessern. Um mehr Menschen zu Fahrgemeinschaften zu bewegen, setzt der Kreis das Social Mobility Network „Flinc“ ein, eine Mitfahrzentrale in Echtzeit. Die Kreisverwaltung versucht kurze Dienstfahrten mit Pedelecs zu bewältigen. Für längere Strecken stehen Carsharing-Fahrzeuge bereit, ein Fuhrpark auf Abruf. Beim Fuhrpark selbst werden E-Fahrzeuge sukzessive die konventionellen Fahrzeuge ersetzen. Darüber hinaus wird über das Forschungsprojekt „Get eReady“ ein E-Mobilitäts-Infrastruktur-Netz aufgebaut. Vergünstigte Firmentickets motivieren pendelnde Mitarbeiter öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen.

Kein Wunder, dass die Jury den Rems-Murr-Kreis als ein „Vorbild beim kreiseigenen Fuhrpark und Mobilitätsmanagement“ bezeichnet.

Der Wettbewerb

Der Beirat der Landesregierung für nachhaltige Entwicklung hat im Jahr 2014 den landesweiten Wettbewerb „Leitstern Energieeffizienz Baden-Württemberg“ initiiert, um auf Ebene der Kreise die Steigerung der Energieeffizienz prominent zu fördern. Ziel des Wettbewerbs ist neben der Auszeichnung der insgesamt führenden Kreise im Sinne des Best-Practice-Ansatzes auch die Würdigung besonders interessanter und vielversprechender Initiativen auf Kreisebene. Der Wettbewerb soll zusätzlich eine Dialogplattform für den Austausch der Kreise untereinander zum Thema Energieeffizienz bieten, um nach dem Prinzip des „Voneinander Lernens“ innovative Ideen rasch zu verbreiten. Mit der Entwicklung der Konzeption ebenso wie mit der Durchführung des Wettbewerbs wurde das Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) vom Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg beauftragt.

In diesem Jahr haben 6 Stadt- und 14 Landkreise teilgenommen. Dies sind die Landkreise Tuttlingen, Rottweil, Schwarzwald-Baar, Lörrach, Tübingen, Böblingen, Schwäbisch-Hall, Hohenlohekreis, Alb-Donau-Kreis, Ostalbkreis, Rems-Murr-Kreis, Rhein-Neckar-Kreis, Main-Tauber-Kreis, Zollernalbkreis. Dazu die Stadtkreise Baden-Baden, Heidelberg, Karlsruhe, Pforzheim, Ulm, Stuttgart. Neu dabei sind die Stadt Pforzheim, sowie die Kreise Lörrach, Schwäbisch-Hall, Schwarzwald-Baar und Tübingen.

Leitstern-Energieeffizienz Baden-Württemberg

Weitere Meldungen

Ein Windrad ist auf der Holzschlägermatte bei Freiburg zu sehen.
  • Bürokratieabbau

Erste Erfahrungen mit Praxis-Check zur Windkraft

Die Aufnahme zeigt das Atomkraftwerk in Fessenheim in Frankreich.
  • Kernkraftwerk Fessenheim

Öffentlichkeitsbeteiligung zur Stilllegung von KKW Fessenheim

Ein Mitarbeiter einer Biogasanlage von Naturenergie Glemstal befüllt die Anlage mit Biomasse.
  • Energie

Biogas als zentraler Energieträger der Zukunft

Logo der Initiative Energieeffizienz- und Klimaschutz-Netzwerke
  • Energieeffizienz

Neue Energieeffizienz- und Klimaschutznetzwerke

Akten liegen auf einem Tisch. (Bild: picture alliance/Bernd Weissbrod/dpa)
  • Landwirtschaft

Entbürokratisierung der Landwirtschaft

Im Energiepark Mainz ist der verdichtete grüne Wasserstoff aus einem Elektrolyseur in Tanks gelagert.
  • Energie

Bedarfsabfrage zur Strom- und Wasserstoff­infrastruktur

Das Atomkraftwerk Neckarwestheim. (Bild: Patrick Seeger / dpa)
  • KERNENERGIE

Defekte Brandschutzklappe im Kernkraftwerk Neckarwestheim

Diskussionsrunde beim 13. Energiepolitischen Gespräch
  • Energie

Schnellerer Ausbau der Erneuer­baren Energien und Stromnetze

Die Kabinettsmitglieder sitzen am Kabinettstisch der Villa Reitzenstein.
  • Landesregierung

Bericht aus dem Kabinett vom 12. März 2024

Eine Doktorandin aus Venezuela arbeitet im Labor. (Bild: © dpa)
  • Forschung

Forschung und Innovation am Oberrhein

Im Energiepark Mainz ist der verdichtete grüne Wasserstoff aus einem Elektrolyseur in Tanks gelagert.
  • Wasserstoff

Land fördert regionale Wasserstoffkonzepte

Kernkraftwerk Philippsburg ohne Türme (Aufnahme vom 03.06.2020)
  • Kernkraft

Meldepflichtiges Ereignis im Kernkraftwerk Philippsburg

Ein Mann hält in Stuttgart den Zapfhahn einer Wasserstofftankstelle an den Stutzen eines Wasserstoffautos.
  • Wasserstoffwirtschaft

Land fördert Wasserstoff­tankstellen in drei Gemeinden

Baden-Württemberg und die Vereinigten Arabischen Emirate vereinbaren Zusammenarbeit in Energie- und Wirtschaftsfragen (von links): Energieministerin Thekla Walker, Minister für Industrie und Fortschrittstechnologien der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE), Dr. Sultan Ahmed al Jaber, und Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut
  • Klimaschutz

Zusammenarbeit mit den Ver­einigten Arabischen Emiraten

Ministerpräsident Winfried Kretschmann
  • Kreisbesuch

Kretschmann besucht Alb-Donau-Kreis

Solar-Carport mit Ladeinfrastruktur in Rheinfelden der Fa. Energiedienst AG, Förderprojekt INPUT
  • Erneuerbare Energien

Parkplatzüberdachung mit Photovoltaik

Forschungsfabrik für Brennstoffzellen und Wasserstoff (HyFaB): Luftaufnahme des ersten Bauabschnitts am 4. November 2021
  • Wasserstofftechnologie

Land fördert Wasserstoff-Forschung

Die Kabinettsmitglieder sitzen am Kabinettstisch der Villa Reitzenstein.
  • Landesregierung

Bericht aus dem Kabinett vom 23. Januar 2024

Die Hand einer jungen Frau hält eine Energiesparlampe, darin ist eine kleine Pflanze.
  • Grüne Technologien

Baden-Württemberg setzt auf grüne Technologien

Ein Mann hält in Stuttgart den Zapfhahn einer Wasserstofftankstelle an den Stutzen eines Wasserstoffautos.
  • Wirtschaft

Zentrale Flächen für Cellcentric-Fabrik in Weilheim gesichert

Der Landeswettbewerb „RegioWIN 2030“ (Bild: Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg)
  • Innovation

Startschuss für RegioWIN-Projekt

Staatssekretär Florian Hassler (rechts) und die kroatische Staatssekretärin Andreja Metelko-Zgombić (links)
  • Europa

Zusammenarbeit mit Kroatien weiter stärken

Ein Mitarbeiter einer Biogasanlage von Naturenergie Glemstal befüllt die Anlage mit Biomasse.
  • Landwirtschaft

Hauk besucht die Bioenergie Tauberhöhe

Handwerker montiert Photovoltaik-Anlage
  • Erneuerbare Energien

Rekordjahr beim Ausbau der Photovoltaik im Land

Zug der SÜWEX-Bahnlinie
  • Schienenverkehr

Seit Jahreswechsel fahren Regionalzüge zu 100 Prozent mit Ökostrom

// //