Knapp 1.000 baden-württembergische Gymnasiastinnen und Gymnasiasten werden am Freitag an einer der neun Universitäten im Zusammenhang mit dem neuen Vertiefungskurs Mathematik eine Zertifikatsklausur ablegen. Seit dem Schuljahr 2012/2013 ermöglicht der Vertiefungskurs Mathematik Schülerinnen und Schülern, sich in die besonderen mathematisch-naturwissenschaftlichen Denk- und Arbeitsweisen einzuarbeiten, die für alle MINT-Studiengänge wichtig sind.
„Der Vertiefungskurs soll die Begeisterung für mathematisches Denken unter den Schülerinnen und Schülern fördern und zielgerichtet auf ein MINT-Studium vorbereiten. Davon profitieren sowohl die Gymnasien wie auch die Universitäten“, sagte Kultusminister Stoch.
Die Einführung des Vertiefungskurses Mathematik war einer der ersten Schritte der neuen Landesregierung, um das Fach Mathematik an den allgemein bildenden Gymnasien zu stärken. Der Vertiefungskurs wird während der gesamten Qualifikationsphase der gymnasialen Oberstufe – also in den Klassenstufen 11 und 12 – als zweistündiger Kurs angeboten. Er ist eines der Wahlfächer in der Kursstufe. Das Kultusministerium hat das Curriculum eng mit den baden-württembergischen Universitäten entwickelt. Ausgangspunkt war eine Zertifikatsklausur, die das MINT-Kolleg der Universität Stuttgart, ein vom Wissenschaftsministerium gefördertes Studienmodell, entwickelt hat. Wissenschaftsministerin Theresia Bauer: „Der Vertiefungskurs kann die gefühlte Kluft zwischen Schule und Universität überwinden helfen. Das ist ein wichtiger Beitrag für ein erfolgreiches MINT-Studium.“
Die morgige Klausur orientiert sich an den Inhalten des Vertiefungskurses und wurde von allen Universitäten gemeinsam entworfen. Die Zertifikatsklausur soll künftig in jedem Schuljahr angeboten werden. Sie ist konzeptioneller Bestandteil des Vertiefungskurses, die Teilnahme ist für die Schülerinnen und Schüler jedoch nicht verpflichtend.
Da die Erfahrungen der Schulen mit dem Vertiefungskurs Mathematik sehr positiv sind, wurde der Vertiefungskurs bereits nach einem Jahr im Schulversuch zum vergangenen Schuljahr 2013/2014 in die Regelphase übernommen. Im Anhörungsverfahren hatten alle beratenden Gremien des Kultusministeriums nachdrücklich für eine flächendeckende Einrichtung eines solchen Kurses plädiert. Seither können alle allgemein bildenden Gymnasien den Kurs anbieten.
Laut amtlicher Schulstatistik gab es im ersten „regulären“ Schuljahr 2013/2014 landesweit bereits 188 solcher Kurse. Von den 37.497 Schülerinnen und Schülern der Jahrgangsstufe 1 (Klasse 11) nahmen 2.274 am Vertiefungskurs teil.
Universitäten begrüßen Vertiefungskurs Mathematik
Professor Frank Loose, Studiendekan des Fachbereichs Mathematik an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen: „Es ist außerordentlich begrüßenswert, dass das Kultusministerium die Möglichkeit eines Vertiefungskurses Mathematik geschaffen hat, mit dem die vorhandene Lücke zwischen dem Wissen, was an der Schule in Mathematik vermittelt werden kann und dem, was die Universitäten und Hochschulen für Angewandte Wissenschaften erwarten, verkleinert, wenn nicht sogar geschlossen wird. Der Fachbereich Mathematik hat sich deshalb auf einer Sitzung im Wissenschaftsministerium auch bereit erklärt, aktiv an der Zusammenstellung der Klausuraufgaben mitzuwirken.“
Reinhard Racke, Professor am Fachbereich Mathematik und Statistik der Universität Konstanz und derzeit im Forschungssemester am Departement of Mathematics der University of California Santa Barbara: „An der Universität begrüßen wir diesen Kurs sehr, da er verhindert, dass auf Dauer ein Niveauverlust an den Universitäten droht. Insgesamt kann und sollte hier Baden-Württemberg Vorreiter und Vorbild sein. Ein solcher Kurs ist für alle Beteiligten – Schülerinnen und Schüler, Lehrerinnen und Lehrer, Professorinnen und Professoren – von Vorteil. Damit wird ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung vorgenommen, der in Baden-Württemberg auf lange Sicht bessere Absolventinnen und Absolventen hervorbringen wird. Damit schafft Baden-Württemberg die Voraussetzungen dafür, auch in Zukunft in der oberen Bildungsliga mitzuspielen.“