Familie

Kinder gleichgeschlechtlicher Familien noch immer diskriminiert

Katrin Altpeter - Ministerin für Arbeit und Sozialordnung, Familie, Frauen und Senioren

Der im Auftrag des Sozialministeriums erstellte Familienreport befasst sich erstmals mit gleichgeschlechtlichen Lebensgemeinschaften und Familien. Dazu hat die Familienforschung im Statistischen Landesamt eine Fülle von Daten über deren Lebenslagen zusammengetragen, die von Familienministerin Katrin Altpeter und Dr. Carmina Brenner, Präsidentin des Statistischen Landesamtes, auf einer Landespressekonferenz präsentiert wurden.

Dabei zeigt sich Altpeter zufolge, dass gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaften und Familien nach wie vor Diskriminierungen ausgesetzt sind und dass insbesondere Schulkinder unter Diskriminierungserfahrungen leiden. Ministerin Altpeter erläuterte vor diesem Hintergrund den landesweiten „Aktionsplan für Akzeptanz und gleiche Rechte Baden-Württemberg“, der in diesem Monat in die entscheidende Phase tritt.

Altpeter: „Mit dem Aktionsplan für Akzeptanz und gleiche Rechte wollen wir Diskriminierung abbauen und Baden-Württemberg zu einem Vorreiter für Offenheit und Vielfalt machen.“

Aktionsplan „Für Akzeptanz & gleiche Rechte Baden-Württemberg“

Mit dem Aktionsplan werden nach den Worten von Ministerin Altpeter in vier Phasen Konzepte entwickelt und umgesetzt, um Diskriminierungen von lesbischen, schwulen, bisexuellen, transsexuellen, Transgendern, intersexuellen und queeren Menschen (LSBTTIQ) abzubauen. Mit dem Familienreport lägen nun in der ersten Phase Daten zur Ausgangssituation vor, die bei der Erarbeitung des Aktionsplans helfen sollen.

Das Herzstück des Aktionsplans ist in der zweiten Stufe die breit angelegte Beteiligung der LSBTTIQ-Menschen sowie die Vernetzung mit weiteren gesellschaftlichen Akteuren im Rahmen vonvier regionalen Beteiligungsworkshops:

  • Stuttgart am 20.11.2013
  • Ulm am 17.01.2014
  • Freiburg am 23.01.2014
  • Mannheim 08.02.2014

Auf diesen Beteiligungsworkshops erarbeiten LSBTTIQ-Menschen gemeinsam mit Vertretern/innen von Landesministerien, Kommunen, relevanten gesellschaftlichen Akteuren und interessierten Bürgerinnen und Bürgern detaillierte Informationen über alle wesentlichen Diskriminierungsbereiche und Vorschläge für ein gleichberechtigtes Miteinander.

Parallel zu den Beteiligungsworkshops findet vom 20. November 2013 bis Februar 2014 eineanonyme Onlinebefragungzur Lebenssituation von LSBTTIQ-Menschen in Baden-Württemberg statt. Neben Fragen zur sexuellen und geschlechtlichen Identität werden beispielsweise Erfahrungen von Jugendlichen in Regenbogenfamilien, in der Schule, bei der Arbeit  oder mit Behörden erfasst.

Die Ergebnisse der Onlinebefragung und der Workshops fließen in der dritten Phase in die Strategieentwicklung ein, an deren Ende der Aktionsplan steht. In der zweiten Hälfte des kommenden Jahres soll der Aktionsplan vom Kabinett verabschiedet werden. „Der Kabinettsbeschluss ist zugleich der Startschuss für die entscheidende vierte Phase, nämlich die Umsetzung der im Aktionsplan formulierten Maßnahmen“, so die Ministerin.  

Wichtige Veränderungen seit dem Regierungswechsel

Ministerin Altpeter wies darauf hin, dass es seit dem Regierungswechsel in Baden-Württemberg schon einige richtungsweisende und längst überfällige Schritte zur Gleichstellung von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Intersexuellen, Transgendern und Queeren gegeben hat. So werden rückwirkend zum 1. Januar 2011 Beamtinnen und Beamte in eingetragener Lebenspartnerschaft mit ihren verheirateten Kolleginnen und Kollegen gleichgestellt (z.B. Anspruch auf den Ehegattenzuschlag, Hinterbliebenenversorgung und Unfallfürsorge).

Das Sozialministerium habe zudem auf Landesebene die Kooperation mit dem LSVD Baden-Württemberg (Lesben- und Schwulenverband Deutschland) verstärkt und sich nachdrücklich dafür eingesetzt, dass der LSVD als Vertreter der gleichgeschlechtlichen Lebensgemeinschaften und Regenbogenfamilien in den Landesfamilienrat aufgenommen wird. „In dieses für die Landesfamilienpolitik wichtige Gremium müssen auch diese Interessen eingebracht werden“, so die Familienministerin. Sie sei sehr zuversichtlich, dass die Mitgliederversammlung der Aufnahme zustimmen werde. 

Auch jenseits politischer Initiativen fördere das Sozialministerium die Anliegen von gleichgeschlechtlichen Familien. Sie habe deshalb die Schirmherrschaft für das erste Regenbogenfamilienseminar in Baden-Württemberg im Oktober 2013 übernommen und diese Veranstaltung auch finanziell unterstützt, so Altpeter.

Kerndaten aus dem Familienreport

In Baden-Württemberg gab es 2012 dem Report zufolge circa 6.200 Paare in einer gleichgeschlechtlichen Lebensgemeinschaft (0,1 Prozent aller Lebensformen). Unter den gleichgeschlechtlichen Lebensgemeinschaften sind die von Männern eindeutig in der Mehrzahl gegenüber den weiblichen Paaren. Im Vergleich zu anderen Lebensformen hat die gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaft der Zahl nach nur einen sehr kleinen Anteil: So gibt es derzeit in Baden-Württemberg über 2,4 Millionen Ehen zwischen Mann und Frau sowie 2,2 Millionen Alleinstehende, 330 000 Alleinerziehende  und 288 000 verschiedengeschlechtliche nicht eheliche Paare.

Der Großteil der gleichgeschlechtlichen Paare  in Deutschland lebt kinderlos (mehr als 90 Prozent). 2012 hatten gut 9.000 Kinder in Deutschland gleichgeschlechtliche Eltern (bei mehr als 19 Mio. Kindern bundesweit = 0,05 Prozent).

Eine wichtige Erkenntnis des Familienreports ist, dass Diskriminierung von gleichgeschlechtlichen Lebensgemeinschaften und von Kindern mit gleichgeschlechtlichen Eltern immer noch deren Alltag prägen.

„Solche Erfahrungen können tiefe seelische Wunden hinterlassen“, sagte die Ministerin. Das Kultusministerium wolle deshalb das Thema „Vielfalt und Toleranz im Schulalltag“ in den Bildungsplänen für das Schuljahr 2015/16 verankern.

Weitere Informationen

Der Familienreport erscheint grundsätzlich viermal im Jahr als Online-Publikation. Die Berichte behandeln jeweils ein aktuelles familienpolitisches Thema und stellen hierzu die wichtigsten statistischen Daten dar. Durch eine vorausschauende Themenauswahl kann so auf gesellschaftliche Entwicklungen reagiert werden. Mit maximal dreißig Seiten, einer klaren Gliederung und anschaulichen Grafiken sind die Berichte, die die Familienforschung beim Statistischen Landesamt im Auftrag des Sozialministeriums erstellt, ein informativer Einstieg in wichtige familienpolitische Themen.

Informationen zum Aktionsplan „Für Akzeptanz & gleiche Rechte Baden-Württemberg“ und der Onlinefragebogen finden sich vom 20. November 2013 an unter www.aktionsplan-akzeptanz-und-gleiche-rechte.de

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