Finanzplatzgipfel

Innovationen und Finanzen - Herausforderungen der Digitalisierung

Ministerpräsident Winfried Kretschmann bei seiner Rede beim Finanzplatzgipfel Stuttgart 2016 (Foto: Stuttgart Financial)

Bereits seit Jahrzehnten wird aus dem erheblichen Potential der Digitalisierung ausgiebig geschöpft. Die jetzt mit Industrie 4.0 eingeleiteten Maßnahmen bei Produktionsprozessen sowie Produkt- und Serviceinnovationen im Bereich Fintech führen zu einem gewaltigen Umbruch in Real- und Finanzwirtschaft. Für die baden-württembergische Wirtschaft bieten neue Anwendungsmöglichkeiten der Digitalisierung enorme Chancen, stellen sie aber auch vor Herausforderungen.

„In atemberaubender Geschwindigkeit wirbeln das Internet und die Digitalisierung dieser Tage die unterschiedlichsten Branchen durcheinander – so auch die Finanz-, Versicherungs- und Bankenbranche. Wie wir künftig bezahlen, uns Kredite beschaffen, unser Geld anlegen oder uns zu Finanz- und Versicherungsprodukten beraten lassen, wird sich in Zukunft durch moderne Technologien im Bereich der Finanzdienstleistungen – sogenannte Fintechs – grundlegend verändern“, so Ministerpräsident Winfried Kretschmann. „Die Landesregierung hat deswegen schon in der zurückliegenden Legislaturperiode rund 700 Millionen Euro in die Digitalisierung gesteckt und bis zum Jahr 2018 rund 250 Millionen Euro für den Ausbau eines modernen Glasfasernetzes freigemacht. Die allumfassende Digitalisierung ist für unser Land eine wichtige Bewährungsprobe.“

Wer sich nicht schnell genug verändert, der wird verändert

„Unternehmen aus Baden-Württemberg sind international bekannt als Technologie- oder Weltmarktführer“, betonte Eberhard Weiblen, Vorsitzender der Geschäftsführung der Porsche Consulting GmbH. „Viele stehen jetzt vor einem unberechenbaren Risiko: Branchenfremde Wettbewerber können mit verblüffenden digitalen Lösungen vorhandene Technologien angreifen. So geraten etablierte Produkte und Dienstleistungen ins Wanken. Im schlimmsten Fall verdrängen die Pioniere sogar jahrzehntelang bewährte Hardware. Die Digitalisierung rast, sie überholt, ignoriert Grenzen und bricht Strukturen. Das heißt: Wer sich nicht schnell genug verändert, der wird verändert. Gerade die erfolgreichen Unternehmen in Baden-Württemberg sollten jetzt Mut haben und Initiative ergreifen. Keine Firma aus Baden-Württemberg muss ins Silicon Valley umziehen, um erfolgreich zu bleiben. Die Weltspitze hat Zukunft im Ländle, wenn wir jetzt richtig reagieren und den Wandel nutzen. Wer den Fortschritt erleben will, reist dann vielleicht nicht mehr nur nach Kalifornien, sondern auch ins ‚Neckar Valley‘.“

Digitalisierung ist Treiber jeder Wachstumsindustrie

„Die Digitalisierung ist heute Treiber jeder Wachstumsindustrie und die Chancen sind enorm“, betonte ebenfalls Rainer Hundsdörfer, Vorsitzender der Geschäftsführung der ebm-papst Gruppe. Deutsche Unternehmen rechnen mit einer jährlichen Effizienzsteigerung von gut drei Prozent. Bei der digital gesteuerten Industrieproduktion, dem automatisierten Fahren und dem vernetzten Heim hat Deutschland beste Chancen. Wir stehen bei der Digitalisierung industrieller Abläufe weltweit an der Spitze.“ Auch die ebm-papst Gruppe beobachtet allgemeine Entwicklungen und Technologietrends und versucht, diese auf die eigenen Produkte anzuwenden: „Dies können zum Beispiel neue Materialien oder Bauteile sein, aber auch neue Fertigungsverfahren“, erklärt Hundsdörfer. Rund 6 Prozent unseres jährlichen Umsatzes investieren wir in Forschung und Entwicklung, was deutlich über dem Branchendurchschnitt liegt.“

Uwe Horstmann, Gründer von Project A Ventures GmbH & Co. KG, unterstrich die Bedeutung von Innovationen für den deutschen Industriestandort: „Deutschland hängt hinterher. Das Thema Digitalisierung ist in der klassischen Wirtschaft zwar angekommen, aber sowohl Mittelstand als auch Großunternehmen tun sich hierzulande sehr schwer. Startups sind nicht die Antwort auf alles, aber wir könnten sie hierzulande viel besser nutzen, wenn wir nicht in Sachen Innovation in Zukunft abgehängt werden wollen.“

Neue Startup-Kultur kreieren

Als eines der exportstärksten Bundesländer braucht Baden-Württemberg den Unternehmernachwuchs, um sich langfristig an der Spitze zu halten, Innovationen zu leben und die digitalen Herausforderungen zu meistern“, sagte Ulrich Dietz, CEO der GFT Technologies SE und Initiator von CODE_n. „Hier setzt auch das von GFT initiierte, globale Innovationsnetzwerk CODE_n an: Die Nähe zur Wirtschaft und Wissenschaft nutzen und Gründer mit erfahrenen Unternehmen sowie Unternehmern gewinnbringend vernetzen – für ein starkes und lebendiges Ländle voller innovativer Pioniere. Großkonzerne, Banken, Mittelstand und Handwerk müssen sich für die digitale Welt öffnen. Wagen statt warten, ist mein Appell an etablierte Unternehmen und die Politik. Eine neue Startup-Kultur zu kreieren und diese mit der bestehenden Industrie zu vernetzen, ist eine elementare Aufgabe für alle, die in der Politik und Wirtschaft Verantwortung tragen. Was wir in Deutschland brauchen, ist neuer Unternehmergeist – und dieser muss tief verankert werden, auch in den Ausbildungsplänen von Schulen und Universitäten. Dazu braucht es einen langen Atem. Packen wir es an“, so Dietz.

„Die Börse Stuttgart und mit ihr die Vereinigung Baden-Württembergische Wertpapierbörse e.V. stehen fest zu ihrem Standort und zum Finanzplatz Stuttgart. Ein Finanzplatz braucht eine Börse. Da die Stärke des Finanzplatzes Stuttgart das dynamische wirtschaftliche Umfeld in Baden-Württemberg ist, richtet sich der Finanzplatzgipfel insbesondere auch an Vertreter der Realwirtschaft“, sagte Dr. Michael Völter, Vorstandsvorsitzender der Vereinigung Baden-Württembergische Wertpapierbörse e.V. „Mit dieser Ausrichtung hat sich der vom Staatsministerium Baden-Württemberg und Stuttgart Financial ausgerichtete Finanzplatzgipfel Stuttgart mittlerweile als einer der jährlichen Höhepunkte für die baden-württembergische Wirtschaft etabliert“, so Dr. Michael Völter.

Stuttgart Financial

Zur Förderung von Stuttgart als Standort von Finanzdienstleistungen hat die Vereinigung Baden-Württembergische Wertpapierbörse e.V. im Jahr 2007 eine Zentralstelle zur Bündelung finanzplatzrelevanter Interessen in der Region unter der Marke Stuttgart Financial ins Leben gerufen. Mitbegründer sind das Ministerium für Finanzen und Wirtschaft Baden-Württemberg und die Stiftung. Die übergreifende Plattform für Finanzthemen in Baden-Württemberg hat den Auftrag, die vorhandenen Inhalte und Stärken der Finanzwirtschaft in Baden-Württemberg zentral organisiert sichtbar zu machen und ihre Verbreitung zu unterstützen. Im Fokus ihrer Arbeit stehen auch das Netzwerk für Beteiligungskapital „VC-BW“, das die VC- und Gründungsszene in Baden-Württemberg unterstützt, sowie die Nachwuchsinitiative „Financial Career BW“, der Starthelfer bei einer Finanzkarriere im Land.

Stuttgart Financial

Quelle:

Staatsministerium Baden-Württemberg / Stuttgart Financial

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