Der Rückgang der Schülerzahlen in Baden-Württemberg fällt in den nächsten Jahren weniger dramatisch aus als bislang vorhergesagt. Entsprechend wird die Landesregierung künftig Jahr für Jahr prüfen, wie viele Lehrkräfte benötigt werden, und die notwendige Zahl an Lehrerinnen und Lehrern zur Verfügung stellen. „Dabei steht eine gute Unterrichtsversorgung an erster Stelle“, sagt Kultusminister Andreas Stoch im Interview.
Das Statistische Landesamt hat die neue Schülervorausberechnung bis zum Jahr 2020 veröffentlicht. Wie entwickeln sich die Schülerzahlen in den nächsten Jahren?
Andreas Stoch: Die Zahl der Schülerinnen und Schüler geht bis zum Schuljahr 2020/21 um 110.000 zurück auf dann knapp 1,3 Millionen. Nachdem die Zahl seit dem Schuljahr 2005/06 bis jetzt bereits um gut 175.000, also um 11 Prozent gesunken ist, zeigt sich die große Veränderung an unseren Schulen. Im kommenden Schuljahr hat es dann 14.000 Mädchen und Jungen an den Schulen weniger als im laufenden Schuljahr.
Dennoch hat das Statistische Landesamt auch Positives zu vermelden: Der Schülerrückgang ist doch nicht so stark, wie lange angenommen. Bis 2020 haben wir deshalb 84.000 Schülerinnen und Schüler mehr als gedacht.
Da wir immer weniger Schülerinnen und Schüler im Land haben, plant die Landesregierung zur Sanierung des Haushalts einen Teil der dadurch freiwerdenden Lehrerstellen zu streichen. Jetzt fällt der Schülerrückgang aber geringer als bisher erwartet. Was bedeutet das für die Entwicklung der Lehrerstellen in den kommenden Jahren?
Stoch: Mehr Schüler bedeutet selbstverständlich, dass wir mehr Lehrer brauchen. Wir haben deshalb unsere Einstellungszahl für das nächste Schuljahr angepasst und die Einsparvorlage von 1.200 durch ein zusätzliches Einstellungskontingent von 837 Deputaten deutlich abgemildert. Darin enthalten sind jeweils 200 Deputate für die Inklusion sowie für Vorbereitungsklassen für Flüchtlinge und Einwanderer.
Insgesamt wollen wir rund 200 Lehrerinnen und Lehrer mehr einstellen als im Vorjahr. Auch künftig werden wir bei Sparentscheidungen so vorgehen, dass eine gute Unterrichtsversorgung an erster Stelle gesichert wird. Zudem müssen die dringend notwendigen Reformen im Bildungsbereich in hoher Qualität erfolgen können, etwa der Ausbau der Ganztagsschulen und die Inklusion. Aus beiden Faktoren ergibt sich Jahr für Jahr der Bedarf an Lehrerstellen, den wir sichern werden.
Die Landesregierung spart also nicht zu Lasten der Bildung?
Stoch: Im Gegenteil: Die Landesregierung gibt mehr für die Bildung aus als je zuvor im Südwesten: 2012 haben wir rund 11,41 Milliarden in die Bildung investiert – ein neuer Höchststand bei den Bildungsausgaben in Baden-Württemberg. Damit hat die Landesregierung rund 1,2 Milliarden Euro oder rund 11,5 Prozent mehr Geld für Bildung in die Hand genommen als ihre Vorgänger im Jahr 2010. Gute Schulen, gute Bildung haben Vorrang bei Grün-Rot.