Energie

Energiepreisbericht: Heiz- und Kraftstoffkosten dominieren Energiekosten

Monteure arbeiten an einem Strommast (Bild: © dpa).

Im Auftrag des Umweltministeriums hat das Leipziger Institut für Energie die Energiepreise der Jahre 2012 und 2013 in Baden-Württemberg untersucht. Der „Energiepreisbericht für Baden-Württemberg 2012/2013“ vergleicht die Preise auch mit der Entwicklung weiter zurück liegender Jahre und wagt eine Prognose der künftigen Preisentwicklung bis 2020.

„Die umfassende Analyse hilft uns, die Auswirkungen der Energiewende auch auf die Energiepreise zu beobachten und die Diskussion hierüber zu versachlichen“, erklärte Umweltminister Franz Untersteller anlässlich der Veröffentlichung der 128 Seiten umfassenden Studie.

Energiepreise für private Haushalte

Die Forscher kommen unter anderem zu dem Ergebnis, dass ein durchschnittlicher Haushalt in Baden-Württemberg mit einer Erdgasheizung im Jahr 2013 rund acht Prozent seiner Kaufkraft für Energie aufwenden musste. Hiervon entfielen 37 Prozent auf die Kosten für Wärme, der Anteil der Kraftstoffkosten betrug 36 Prozent. Mit 27 Prozent nahmen die Kosten für Strom den geringsten Anteil der Energiekosten ein.

Noch größer ist die Differenz in Haushalten mit einer Ölheizung. Der Anteil der Energiekosten an der vorhandenen Kaufkraft beträgt hier knapp 9 Prozent. Für Heizöl sind hiernach rund 43 Prozent der gesamten Energiekosten angefallen, der Anteil der Kraftstoffkosten beträgt hier 33 Prozent, die Kosten für Strom machen 24 Prozent aus.

„Die Zahlen belegen, dass wir uns in der Diskussion über bezahlbare Energie nicht allein auf den Strompreis und die EEG-Umlage fixieren dürfen, sondern auch die größeren Kostenblöcke Wärme und Kraftstoff im Blick behalten müssen, sonst ergibt sich eine verzerrte Wahrnehmung“, betonte Minister Untersteller.

Heizölkosten in Privathaushalten

Der Analyse zufolge sind die Einfuhrpreise für Rohöl im Vergleich zum Jahr 2003 bis 2013 um 224 Prozent, die Preise für Heizöl im gleichen Jahrzehnt um 130 Prozent angestiegen. Während ein Haushalt im Jahr 2003 für 100 Liter Heizöl noch 36,46 Euro bezahlen musste, waren es im Jahr 2013 bereits 83,86 Euro.

Bis 2020 rechnet das Leipziger Institut mit einem Rückgang des Heizölpreises um etwa sieben Prozent. Die Forscher betonen jedoch auch die großen Unsicherheiten einer solchen Tendenz, da beispielsweise politische Krisenereignisse und die wirtschaftliche Entwicklung zu nicht prognostizierbaren Preisausschlägen führen können.

Kraftstoffkosten

Die durchschnittlichen Preise für einen Liter Superbenzin sind von 1,10 Euro im Jahr 2003 auf 1,63 Euro im Jahr 2013 angestiegen. Dies ist ein Plus von 49 Prozent. Ein Liter Diesel kostete im Jahr 2003 durchschnittlich noch 89 Cent, im Jahr 2013 betrug der Preis 1,43 Euro, eine Zunahme von über 60 Prozent.

Strompreise für Haushalte

Laut dem Leipziger Institut für Energie kostete die Kilowattstunde Strom einen deutschen Haushalt im Jahr 2013 einschließlich aller staatlich veranlassten Abgaben und Steuern im Schnitt rund 28,84 Cent. Die Strompreise für private Haushalte sind demnach in Deutschland im letzten Jahrzehnt jährlich um zwei Prozent stärker angestiegen als die allgemeinen Lebenshaltungskosten. Die Leipziger Forscher gehen davon aus, dass sich die realen Strompreise bei einer angenommenen Jahresinflation von zwei Prozent in den nächsten Jahren stabilisieren, also nur noch im Rahmen der allgemeinen Inflation, ansteigen werden. Nach der Prognose wird die Kilowattstunde Strom einen Haushalt in Deutschland im Jahr 2020 durchschnittlich rund 32 Cent kosten.

In Baden-Württemberg musste ein Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 4.000 Kilowattstunden Strom Stand November 2013 pro Kilowattstunde in der Grundversorgung insgesamt 26,65 Cent bezahlen. Nur in Hamburg

(25,65 ct/kWh) und in Berlin (25,86 ct/kWh) zahlten die Bürgerinnen und Bürger weniger, alle anderen Bundesländer verzeichneten hingegen höhere Preise. In Rheinland-Pfalz kostete einen solchen Musterhaushalt die Kilowattstunde zum Beispiel 28,71ct/kWh, der Bundesdurchschnitt lag hier bei 27,42 ct/kWh.

Auch mit der künftigen Entwicklung der EEG-Umlage haben sich die Leipziger Forscher auseinandergesetzt. Dabei betonen sie, dass der weitere Zubau neuer Anlagen für die Höhe der Umlage nur eine untergeordnete Rolle spielt. Bedeutendere Aspekte sind demnach wetterbedingte Ertragsschwankungen bei bereits bestehenden Anlagen, die weitere Entwicklung der Börsenstrompreise, Veränderungen bei den privilegierten Abnahmemengen der Industrie sowie die geplante Reform des EEG.

Strompreise für Unternehmen

Die deutsche Industrie musste der Studie zufolge im Jahr 2012 je nach Verbrauchsgruppe um acht bis zwölf Prozent höhere Strompreise bezahlen als im europäischen Durchschnitt. „Die Preise sind zwar etwas höher, dafür belegt Deutschland aber bei der Versorgungsqualität einen Spitzenplatz im europäischen Vergleich und darauf legt die Industrie aus nachvollziehbaren Gründen einen großen Wert“, so Minister Untersteller. So ist die Stromversorgung in Deutschland nach Angaben des Council of European Energy Regulators (CEER) im Durchschnitt lediglich 15 Minuten pro Jahr unterbrochen, in Frankreich zum Beispiel beträgt die durchschnittliche Unterbrechung hingegen 63 Minuten pro Jahr.

Im Vergleich zu 2011 haben sich die Preisunterschiede zudem in allen Abnahmegruppen deutlich vermindert, da die Preise durchweg langsamer angestiegen sind als im europäischen Mittel. Die größten Stromverbraucher in Deutschland konnten sogar von leicht gesunkenen Preisen profitieren. So musste ein energieintensiver Betrieb im Jahr 2011 noch 7,04 ct/kWh bezahlen, 2012 waren es 6,19 ct/kWh und im Jahr 2013 nur noch 5,74 ct/kWh.

Einen Gewerbebetrieb in Baden-Württemberg mit einem Jahresverbrauch von 90.000 kWh kostete die Kilowattstunde Strom im November 2013 beim örtlichen Grundversorger inklusive aller Abgaben und Steuern im Schnitt 22,34 Cent. Im bundessweiten Vergleich der preisgünstigsten Standorte belegt Baden-Württemberg hiermit Rang drei. Die Auswertung der günstigsten Angebote überregionaler Versorger zeigt für Gewerbekunden in Baden-Württemberg einen Durchschnittspreis von 18,95 ct/kWh. Damit behauptete das Land im bundesweiten Vergleich den vierten Platz. Bei einem Wechsel vom regionalen Grundversorger zu einem überregionalen Versorger konnten Gewerbekunden im Land demnach bis zu 15 Prozent Stromkosten einsparen.

Während das Leipziger Institut für Energie davon ausgeht, dass die Strompreise für die mittelständische Industrie mit einer Stromabnahme zwischen 100 und 500 Megawattstunden im Jahr bis zum Jahr 2020 um rund 2,3 Prozent im Jahr auf dann knapp 18 ct/kWh ansteigen werden, rechnet es bei der energieintensiven Industrie mit einer jährlichen Preissteigerung von lediglich 1,1 Prozent. Diese Branche profitiert demnach ganz besonders von den gesunkenen Großhandelspreisen und kann bei einer zugrundegelegten Inflationsrate von zwei Prozent gegenüber heute real sogar einen sechs Prozent niedrigeren Strompreis erwarten.

 

Energiepreisbericht für Baden-Württemberg 2012/13 (PDF)

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