Drei Minuten freie Rede statt seitenlanger Businesspläne: in Baden-Württemberg findet derzeit der Elevator Pitch statt, ein landesweiter Gründerwettbewerb. Bei dem spannenden Format gibt es für Startups aber nicht nur finanzielle Unterstützung zu gewinnen. Wir haben ein junges Stuttgarter Unternehmen zu dem Wettbewerb begleitet.
Eine gute Geschäftsidee ist die Basis aller Unternehmensgründungen. Wenn die gefunden ist, heißt es für die meisten Jungunternehmerinnen und -unternehmer aber erstmal: Geschäftsplan schreiben. Auf dutzenden Seiten wird die Idee darin mit Text, Graphen und Tabellen weiter ausgearbeitet, um sie potenziellen Investoren schmackhaft zu machen.
In drei Minuten überzeugen können
Aber was, wenn man für die Präsentation der Idee auf einmal nur drei Minuten Zeit hat, und dazu auch noch auf eine Computerpräsentation verzichten muss, an der man sich im Zweifel entlanghangeln könnte? Elevator Pitch nennt sich dieses Format, benannt nach Jungunternehmern, die potenziellen Geldgebern ihre Geschäftsidee im Laufe einer Fahrstuhlfahrt schmackhaft zu machen versuchten. Man muss dafür keinen Businessplan auswendig lernen, sondern Jury und Zuschauer in wenigen Minuten neugierig machen und sie von der Geschäftsidee überzeugen können.
In Baden-Württemberg findet derzeit, organisiert vom Wirtschaftsministerium, ein landesweiter Elevator-Pitch-Wettbewerb statt. Auf 13 Regionalwettbewerben im ganzen Land präsentieren sich jeweils zehn Jungunternehmer mit ihren Ideen. Die Sieger dürfen im Juli zum Finale nach Karlsruhe.
Geschäftsidee Kundendialog
Beim Regionalwettbewerb in Stuttgart trat auch das Startup WeWant an. „Die Idee für unser Startup entstand aus der Motivation, dass ich als Verbraucher oft nicht weiß, wie ich einen Wunsch an ein Unternehmen richten kann“, sagt Chef Oliver Klatt. Über die Webseite oder eine Smartphone-App können Kunden deshalb über WeWant ihre Wünsche direkt an ein Unternehmen richten. Schließen sich genug andere Nutzer diesem Wunsch an, wird WeWant aktiv und geht mit dem Kundenwunsch auf das Unternehmen zu.
„Einzelne Wünsche, die bei uns ‚Wants‘ heißen, können durch viel Zustimmung richtig Power entwickeln“, beschreibt Klatt die Idee. „So wird das dann für ein Unternehmen auch relevanter, als wenn sich nur ein einzelner Kunde etwa per Telefon oder Twitter an das Unternehmen richtet.“ 7500 Kundenwünsche an verschiedenste Unternehmen sind bei WeWant bereits eingestellt worden. Von dieser Idee will Klatt nun auch die Jury auf dem Elevator Pitch überzeugen.
Vorteil und Nutzen verständlich machen
An dem Wettbewerb in Stuttgart haben Klatt und seine Kollegen aus verschiedenen Gründen teilgenommen: „In den drei Minuten erzählt man jemandem von seiner Idee und bekommt schnell ein Feedback zurück. Das kann man nutzen kann, um seine Geschäftsidee weiter zu schärfen und auszuarbeiten.“ Die größte Herausforderung bei der Vorbereitung auf den Pitch sei, dass er im alltäglichen Gebrauch viele Fachausdrücke verwende. Beim Pitch dagegen müsse man aufpassen, die Jury damit nicht zu verwirren, damit die den Vorteil und den Nutzen von WeWant auch verstünden.
Mitte März, in einem Club in Stuttgart unweit des Hauptbahnhofs, ist es schließlich so weit. Hier findet die regionale Ausscheidung des Elevator Pitch Baden-Württemberg für Stuttgart statt, die Macher von WeWant und neun weitere Startups treten zum Wettbewerb um die beste Geschäftsidee an. Drei Minuten Zeit haben die Gründerinnen und Gründer jeweils, um ihre Geschäftsidee vor Jury und Publikum zu präsentieren.
Veranstaltung ist auch Networking-Event
Am Ende entscheidet sich die Jury für das Startup MyCouchbox, ebenfalls aus Stuttgart. Das Unternehmen bietet einen Aboservice an: für monatlich zehn Euro bekommt man jeden Monat ein Überraschungspaket nach Hause geschickt, in dem eine immer neue Auswahl an verschiedensten Produkte enthalten ist. Darunter hauptsächlich Snacks und Süßigkeiten, also Sachen, die man isst, während man auf der Couch sitzt – daher natürlich auch der Name. Als Sieger des Regionalwettbewerbs dürfen die Macher von MyCouchbox nun zum landesweiten Finale nach Karlsruhe.
Für WeWant-Chef Klatt kein Beinbruch. Denn auf den Wettbewerben komme man, ob am Ende nun der Sieg stehe oder nicht, immer mit verschiedensten Menschen in Kontakt, schildere sich gegenseitig seine Ideen. Oft entstünden so gute Kontakte, die später wiederum in eine gemeinsame Unternehmung mündeten. Und nicht nur als Networking-Event, sondern auch als Plattform, um sich potenziellen Investoren zu präsentieren, seien Wettbewerbe wie der baden-württembergische Elevator Pitch gut geeignet.
Genug Leute, um was auf die Beine zu stellen
Die Landesregierung will mit den regionalen Wettbewerben aber nicht nur junge Unternehmen unterstützen. Es soll mit dem spannenden Format Elevator Pitch auch allgemein auf das Thema Selbstständigkeit und Unternehmensgründung in Baden-Württemberg aufmerksam gemacht werden. Die Teilnehmer der baden-württembergischen Elevator Pitch haben diesen Schritt bereits gemacht. „Wir freuen uns, dass es hier so was wie den Elevator Pitch gibt“, sagt Oliver Klatt. „Mit unserer Teilnahme wollen wir auch zeigen, dass man für ein Startup nicht zwingend nach Berlin oder so gehen muss. Auch hier gibt es genug Leute, um etwas auf die Beine stellen zu können.“
Weiterführende Links
Ministerium für Finanzen und Wirtschaft: Initiative für Existenzgründung und Unternehmensnachfolge