Die soziale Einbindung von Menschen mit ausländischer Herkunft in Baden-Württemberg kommt voran – vor allem in der zweiten und dritten Einwanderergeneration. Das hat eine Befragung der fünf größten Einwanderergruppen im Südwesten ergeben. Integrationsministerin Bilkay Öney hat die bundesweit einmalige Studie jetzt offiziell vorgestellt.
„Die vorliegende Studie ist bundesweit einmalig, da sie über die Herkunftsländer hinaus auch Erfahrungen und Einstellungen der ersten, zweiten und dritten Generation ausländischer Herkunft abbildet“, sagte Integrationsministerin Bilkay Öney bei der Vorstellung der Ergebnisse. Insgesamt 2566 Jugendliche und Erwachsene mit Migrationshintergrund und 500 Deutsche ohne ausländische Wurzeln bildeten die Datenbasis für die Erhebung, die von der Universität Konstanz durchgeführt wurde. „Die umfangreiche Analyse wird uns helfen, Integrationspolitik noch besser zu überprüfen und zumindest punktuell auch hinterfragen zu können“, sagte Öney.
Deutliche Anzeichen für bessere soziale Einbindung
Für die Studie wurden mehrere Generationen von Migrantinnen und Migranten befragt – diejenigen, die ihr Land verlassen haben, die in Deutschland geborenen Kinder Zugewanderter sowie diejenigen, deren Großeltern bereits nach Deutschland eingewandert sind. Diese verschiedenen Gruppen von Personen mit ausländischen Wurzeln werden im Bericht an vielen Stellen mit Einheimischen – also Personen ohne ausländische Wurzeln – verglichen.
Über alle Gruppen und Themen betrachtet finden sich deutliche Anzeichen dafür, dass die soziale Einbindung in die deutsche Gesellschaft von Generation zu Generation zunimmt. Hinweise auf eine Abkehr von Deutschland oder zunehmende Distanzen zwischen den Werteorientierungen von Personen mit und ohne ausländische Wurzeln lassen sich nicht finden. Allerdings gibt es je nach betrachteter Generation, Herkunftsgruppe und je nach Integrationsbereich einige Unterschiede.
Hohe Bedeutung sozialer Integration
So zeichnet sich im Bereich der Sprache und der sozialen Kontakte ein besonders klares Bild einer zunehmenden Annäherung an die Einheimischen ab: Die dritte Generation hat eher deutsche Freunde, verbringt mehr Zeit mit Einheimischen, identifiziert sich stärker mit Deutschland und fühlt sich weniger ausgegrenzt. Auch die Bindung an das Herkunftsland der Vorfahren nimmt, gemessen etwa über Reisen dorthin, im Generationenverlauf ab. Der Bereich der Einstellungen, Normen und Werte widersetzt sich dagegen stärker dem Wandel zwischen den Generationen. Dies hat vermutlich viel damit zu tun, dass dieser Bereich innerhalb der Familie oft „verteidigt“ und stabilisiert wird.
Erfreulich ist, dass 75 Prozent der befragten Personen mit ausländischen Wurzeln der Aussage zustimmen, dass Deutschland ein einladendes Land für Migrantinnen und Migranten ist. Allerdings gehört auch ein gewisser Grad an Benachteiligung der eigenen Herkunftsgruppe zum Erfahrungsschatz der Befragten von der ersten bis zur dritten Generation. Soziale Beziehungen zu einheimischen Freunden scheinen die negativen Auswirkungen von benachteiligenden Erfahrungen allerdings abzufedern. „Dies unterstreicht die Bedeutung sozialer Integration“, so die Ministerin.