Natur

Der Wald leidet unter dem Klimawandel

Ein Wanderer geht beim Naturschutzzentrum Kaltenbronn im Schwarzwald einen Weg entlang. (Foto: dpa)

Der jährliche Waldzustandsbericht dokumentiert den Gesundheitszustand des Waldes. Im Vergleich zum Vorjahr haben sich die Ergebnisse bei fast allen Baumarten verschlechtert.

„Der jährliche Waldzustandsbericht ist vergleichbar mit einem Blutbild. In diesem Jahr zeigt sich, dass es dem Patienten Wald wieder etwas schlechter geht. Bei vielen Baumarten, insbesondere der Fichte und der Buche, haben sich die Kronenschäden verstärkt. Wir müssen leider davon ausgehen, dass hier bereits Auswirkungen der Klimaerwärmung im Wald sichtbar werden“, sagte Forstminister Alexander Bonde bei der Vorstellung des Waldzustandsberichtes 2014.

Besonders die warme und trockene Frühjahrswitterung und das insgesamt sehr warme Jahr 2014 haben dem Wald zugesetzt. Zudem führten Schadinsekten und ein starker Fruchtbehang zu weiteren Belastungen. „Die Luftreinhaltemaßnahmen der letzten Jahrzehnte haben gewirkt, sie sind nicht die Ursache der heutigen Schadbilder. Was unser Wald jetzt dringend braucht, sind weitere Anstrengungen im Klimaschutz. Grün-Rot hat mit dem Integrierten Energie- und Klimaschutzkonzept ein umfangreiches und engagiertes Maßnahmenpaket vorgelegt. Wir benötigen endlich auch auf nationaler und internationaler Ebene eine Klimaschutzpolitik, die diesen Namen verdient. Es reicht nicht aus, die Folgen des Klimawandels nur zu verwalten, wie es die Bundesregierung derzeit tut, indem sie Kohlendioxidschleudern wie Kohlekraftwerke unverändert weiterlaufen lässt“, so Bonde.

Mehr Waldfläche geschädigt

„Der Anteil der Waldfläche in Baden-Württemberg, der als deutlich geschädigt einzustufen ist, nahm im Vergleich zum Vorjahr um sieben Prozentpunkte auf 42 Prozent zu. Besonders deutlich ist die Abnahme der nicht geschädigten Waldbestände von 33 Prozent auf aktuell 24 Prozent. Der mittlere Nadel-/Blattverlust der Bäume erhöhte sich um vier Prozentpunkte auf 26 Prozent. Damit hat sich die tendenzielle Verbesserung des Waldzustandes der letzten Jahre nicht fortgesetzt“, so der Minister. Die vorteilhaften ökologischen Eigenschaften gegenüber dem Klimawandel zeigen sich bei der Tanne. „Durch ihr Wurzelsystem kann die Tanne auch tiefere Bodenschichten erschließen und ist damit weniger anfällig für Trockenphasen. Dementsprechend hat sich der mittlere Nadelverlust um vergleichsweise moderate zwei Prozentpunkte auf 25 Prozent erhöht – deutlich weniger als bei der flach wurzelnden Fichte“, so Bonde. Die Fichte ist zwar weiterhin die Hauptbaumart mit den geringsten Nadel-/Blattverlusten. Der Nadelverlust der Fichte erhöhte sich jedoch dieses Jahr um vier Prozentpunkte auf 23 Prozent. Nachdem die Eiche in den letzten Jahren unter verschiedenen Raupen und Mehltau gelitten hatte, verbesserte sich ihr Zustand nun um knapp einen Prozentpunkt auf 29 Prozent.

Sorgenkind Buche – auffallend viele Bucheckern

Auch der Zustand der Buche verschlechterte sich im Vergleich zum Vorjahr deutlich, der mittlere Blattverlust erhöhte sich auf 35 Prozent – plus sechs Prozentpunkte. „Sorge bereitet uns auch dieses Jahr die Buche. Sie ist die aktuell die am stärksten betroffene Baumart. Dies ist im langjährigen Vergleich umso besorgniserregender. Bis kurz vor der Jahrhundertwende waren die Ergebnisse der Buchen immer deutlich besser als der Durchschnitt. Seither beobachten wir einen deutlichen Anstieg der Schäden mit starken jährlichen Schwankungen. Die Ursachen hierfür sind noch nicht klar. Auffallend ist die häufige, extrem starke Fruchtbildung bei der Buche, die zu einem schlechten Kronenzustand beiträgt. Waldbesucherinnen und Waldbesucher sehen in diesem Jahr auffällig viele Bucheckern. Dies konnten wir in der Vergangenheit nicht in diesem Maße beobachten“, sagte Bonde. Ein Grund könnten die deutlich steigenden Jahresdurchschnittstemperaturen und die dadurch verlängerte Vegetationszeit sein. Weitere Gründe für den Zustand der Buchen sind Insektenschäden und regionale Spätfrostschäden.

Waldumbau muss weitergehen

In den vergangenen 20 Jahren wurde der Anteil an Laubbäumen in den Wäldern Baden-Württembergs von etwa 36 Prozent kontinuierlich auf knapp 47 Prozent erhöht. „Das ist eine sehr positive Entwicklung in einer für den Wald sehr kurzer Zeit. Denn Laub- und Laubmischwälder erschließen den Boden mit ihren Wurzeln tiefer und intensiver als Nadelbaumarten. Sie sind damit auch stabiler gegenüber Umwelteinflüssen und Witterungsschwankungen. Zum Waldumbau gibt es auch angesichts des Klimawandels keine Alternative. Wir benötigen dafür weiter einen langen Atem“, so Bonde. Dass man auch hierbei nicht vor allen Risiken gefeit ist, zeigt die Entwicklung bei der Buche und der Esche.

Der jährliche Waldzustandsbericht

Der jährliche Waldzustandsbericht ist aus den Waldschadensberichten der 1980er Jahre hervorgegangen. Heute ist dies ein umfassender Umwelt- und Ökosystembericht, der den Zustand unserer Wälder, den auf großer Fläche naturnahsten Lebensräumen, umfassend darstellt. Der Bericht wird jährlich von der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt (FVA) in Freiburg erstellt.

Der Waldzustandsbericht stellt eine breite Synopse der Entwicklungen der Säure- und Stickstoffbelastung, der Bodenentwicklung, der Nährstoffversorgung der Bäume und des Nadel-/Blattverlusts als Indikator für die Waldgesundheit vor. Damit werden die in unterschiedlichen fachlichen Bereichen des forstlichen Umweltmonitorings erhobenen Datenreihen miteinander in Beziehung gesetzt und Wechselwirkungen zwischen diesen interpretiert. Der Waldzustandsbericht ermöglicht langjährige Entwicklungen aufzuzeigen und daraus Handlungsempfehlungen abzuleiten. Kurzzeitige Änderungen des Vitalitätszustandes einzelner Baumarten treten dabei in den Hintergrund.

ForstBW

Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz: Wald

Waldzustandsbericht 2014 (PDF)

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