In der Nacht zum Sonntag kamen knapp 600 überwiegend syrische und afghanische Flüchtlinge nach einer langen Odysee in Baden-Württemberg an. 123 von ihnen wurden kurzfristig im Stuttgarter Martinus Haus untergebracht. Darunter auch der 16-jährige Abdelrhman Ashad mit seiner Familie. Er berichtet von der gefährlichen Flucht und dankt den Helfern in Deutschland.
Völlig übermüdet, aber glücklich steht Abdelrhman Ashad am Sonntag im Martinus Haus in Stuttgart. „Good Germany”, sagt der 16-Jährige aus Syrien lächelnd, „Thank you”. Gemeinsam mit 123 anderen Flüchtlingen ist er in der Nacht zum Sonntag mit einem Bus in Stuttgart angekommen. Sie haben eine lange Odyssee hinter sich, mussten nach einer anstrengenden und gefährlichen Flucht aus ihren Heimatländern tagelang in Ungarn ausharren – bis die erlösende Botschaft kam: Deutschland und Österreich ließen sie unbürokratisch einreisen.
Tausende Menschen waren am Wochenende auf dem Weg von Ungarn nach Deutschland, in Baden-Württemberg kamen in der Nacht zum Sonntag knapp 600 Flüchtlinge in Bussen an. Ein Teil von ihnen wurde im Stuttgarter Martinus Haus untergebracht, das die Landeshauptstadt mit Hilfe der Caritas kurzfristig bereitgestellt hatte.
Im Eingangsbereich und in der Kapelle des Gebäudes stapeln sich am Sonntag die Spenden. Die Flüchtlinge, die hauptsächlich aus Syrien und Afghanistan stammten, können sich etwas aussuchen. Auch Abdelrhman und seine Familie schauen sich um, sie interessieren sich hauptsächlich für die Kleidung. Seine 19-jährige Schwester Sarah, seine Mutter Njod und seine Tante Mariam sind müde von dem langen Weg, den sie zurückgelegt haben.
Das Ende einer Odysee
Njod berichtet von tagelangen Fußmärschen und Busfahrten, aber auch von einer gefährlichen Fahrt mit einem Schlauchboot, in dem 13 Flüchtlinge saßen und die 14 Stunden dauerte. Die Erleichterung, dass die Odyssee nun ein Ende hat, steht der 40-Jährigen ins Gesicht geschrieben.
Der Vater von Abdelrhman ruht sich nach den Strapazen in einem der Feldbetten aus, die von der Feuerwehr auf drei Stöcken der Übergangsunterkunft aufgestellt worden sind. Die 17 bis 20 Quadratmeter großen Zimmer des ehemaligen Pflegeheims wurden auf die Schnelle hergerichtet. Ein Tisch, ein Stuhl, eine Kommode, Betten, das muss fürs Erste reichen.
Haupt- und ehrenamtliche arbeiten Hand in Hand
Helfer der Caritas, aber auch Freiwillige stehen für soziale Beratung zu Verfügung, unter ihnen Regine Knapp: „Bei uns kommen die Flüchtlinge erst an und wir nehmen die Personalien auf”, sagt sie. Jeder bekommt ein Patientenband um, auf dem sein Name steht. Auch die Bettenverteilung übernehmen Regine Knapp und ihre Kolleginnen. „Wir schauen, dass Familien in gemeinsame Räume kommen”, sagt sie.
Die Stuttgarter Bürgermeisterin Isabel Fetzer und der Präsident des Regierungspräsidiums Stuttgart, Johannes Schmalzl, schütteln auf den Gängen die Hände der Flüchtlinge. „In der Not rücken wir zusammen. So stellt man in so wenigen Stunden etwas auf die Beine”, sagt Fetzer.
Dazu beigetragen haben nicht nur Caritas, Feuerwehr, Deutsches Rotes Kreuz und viele Ehrenamtliche. Auch die Stuttgarter helfen gerne. Carmen Hawkins etwa ist dem Spendenaufruf in einer Zeitung gefolgt und einfach losgefahren. „Ich wollte ein Zeichen setzen”, sagt die 49-Jährige. Neben Kisten mit Kleidung hat sie einen leeren Koffer dabei. Sie wisse, das Koffer von den Flüchtlingen benötigt würden. „Die meisten kommen nur mit Tragetüten an”, sagte sie zu ihrem ungewöhnlichen Mitbringsel.
Meldung: 600 Flüchtlinge aus Ungarn in Baden-Württemberg eingetroffen
Quelle:
dpa/lsw