Die Zahlen sind alarmierend: Vier von zehn Frauen in Deutschland waren schon mindestens einmal Opfer körperlicher oder sexueller Gewalt. Die Landesregierung hat deshalb nun ihren Landesaktionsplan gegen Gewalt an Frauen vorgelegt. Ziel: Frauen, die Opfer von Gewalt geworden sind, soll besser geholfen werden.
„Unsere Gesellschaft darf Gewalt an Frauen nicht hinnehmen. Leider kommt Gewalt gegen Frauen aber auch heute noch vor – und zwar in allen gesellschaftlichen Schichten“, sagte Sozialministerin Katrin Altpeter bei der Vorstellung des Aktionsplans in Stuttgart.
Der Landesaktionsplan bietet erstmals eine vollständige Übersicht über das Hilfesystem in Baden-Württemberg. Darauf baut ein Maßnahmenkatalog auf, um die Hilfen noch zielgenauer anbieten zu können. Anders als in anderen Bundesländern richtet der Plan dabei den Fokus nicht nur auf häusliche Gewalt, sondern auch auf sexuelle Gewalt, Menschenhandel, Zwangsprostitution und Zwangsehen. In den vergangen zwei Jahren erarbeitete das Sozialministerium den Plan gemeinsam mit allen wichtigen Akteuren im Land. Für die Umsetzung des Aktionsplans stehen in den kommenden beiden Jahren insgesamt 3,6 Millionen Euro zur Verfügung.
Besserer Schutz und Hilfe für Frauen
„Mit dem Landesaktionsplan wollen wir sicherstellen, dass betroffene Frauen überall im Land sofort Schutz und genau die Unterstützung erhalten, die sie benötigen“, betonte Altpeter. Aber es geht nicht nur um Opferhilfe. Im Plan finden sich auch zahlreiche Empfehlungen mit dem Ziel, Täter konsequenter zu verfolgen und zu bestrafen. „Um Gewalt gegen Frauen zu verhindern und zu bekämpfen, muss die Arbeit der vieler Institutionen und Gremien erfolgreich ineinander greifen und aufeinander aufbauen.“ Daher sei die Einrichtung einer Landeskoordinierungsstelle eine wichtige Neuerung. Diese soll die Zusammenarbeit zwischen den beteiligten Behörden auf kommunaler und Landesebene verbessern. „Die Landeskoordinierungsstelle unterstützt eng vernetzte und aufeinander abgestimmte Interventionsketten zwischen Polizei, Unterstützungs- und Gesundheitssystem, Rechtsmedizin, Familiengerichten, Jugendhilfe, Staatsanwaltschaft, Opferhilfe und Täterarbeit“, erklärte die Sozialministerin.
Förderung von Frauenhäusern
Neben dem Aktionsplan fördert die Landesregierung auch zusätzliche Projekte der Opferhilfe. Die schon im Jahr 2013 um 500.000 Euro auf 1,1 Millionen Euro erhöhte Förderung für Frauen- und Kinderschutzhäuser werde fortgeführt, kündigte Altpeter. „Zwar sind die Stadt- und Landkreise im Rahmen der kommunalen Daseinsvorsorge für die Finanzierung von Frauenhäusern zuständig, aber wir können mit unserer Förderung dabei helfen, Zugangsbarrieren abzubauen und eine landesweite gleichwertige Versorgung herzustellen.“
Ab 2015 fördert die Landesregierung auch die Gewaltambulanz Heidelberg, in der sich Gewaltopfer rund um die Uhr untersuchen lassen zu können. Beweise und Spuren können dort gerichtsfest dokumentiert werden.
Beitrag zu einem Leben ohne Gewalt
„Für die Frauen bedeutet Gewalt mehr als die körperlichen Misshandlungen“, machte Alpeter deutlich. Gewalt zu erleben führe in vielen Fällen neben körperlichen Schädigungen auch zu schwerwiegenden seelischen Belastungen und Erkrankungen. Außerdem müsse man sich bewusst sein, dass bei jeder gewaltbetroffenen Frau, die Kinder habe, die Kinder ebenso darunter litten. „Ich bin deshalb sehr stolz auf den Landesaktionsplan. Er wird sehr dazu beitragen, Frauen und Kindern in Baden-Württemberg ein Leben ohne Gewalt zu ermöglichen.“