Gründer

Fahrstuhlfahrt für Existenzgründer

Die Gewinner des Elevator-Pitch 2015  „Immune2day“ (Bild: Elevator Pitch BW CC BY-SA)

Die Idee des Elevator Pitch ist denkbar einfach: Ein Jungunternehmer trifft einen potentiellen Investor im Aufzug. Nun hat er die Länge der Aufzugfahrt Zeit, diesen von seiner Geschäftsidee zu überzeugen. Genau darum geht es auch beim Elevator Pitch-Wettbewerb des Finanz- und Wirtschaftsministeriums. Gründerinnen und Gründer aus dem ganzen Land treten mit Kurzpräsentationen gegeneinander an, um die Gunst der Jury, das Preisgeld und die Aufmerksamkeit von Investoren zu erhalten.

Ein Club in Stuttgart Zentrum, das Licht gedämmt, die Bar bemannt. Am Kopf des Raumes steht eine große Bühne mit Leinwand. Auf dieser ist eine Uhr zu sehen. Neben der Leinwand ist ein Pult mit Mikrofon. Im Rest des Raumes, auf dem normalerweise die Gäste tanzen, sind Stuhlreihen aufgereiht. Der Saal füllt sich mit Menschen. Überwiegend junge Unternehmensgründerinnen und -gründer oder solche, die es noch werden wollen.  

Die Jungunternehmen sind alle hier, um beim landesweiten Finale des „Elevator Pitch Baden-Württemberg“ ihre Geschäftsidee zu präsentieren. Der Elevator Pitch ist eine Veranstaltung des Ministeriums für Finanzen und Wirtschaft Baden-Württemberg. Sie bietet jungen Gründerinnen und Gründern eine Plattform, um ihre Geschäftsidee zu präsentieren.

Angetreten in der Landeshauptstadt waren nun die 18 Finalisten, die in den vergangenen neun Monaten aus über 180 Jungunternehmern auf 18 regionalen Vorentscheidungen in ganz Baden-Württemberg ausgewählt worden waren. Vor einer siebenköpfigen Jury aus Vertretern des Wirtschaftsministeriums, Industrie- und Handelskammern, Banken und Unternehmern warben sie um das Preisgeld – und die Aufmerksamkeit der Investoren.

Dafür haben die Kandidaten exakt drei Minuten Zeit, in denen sie ihre Geschäftsidee erklären und die Jury und das Publikum überzeugen können. Der „Elevator Pitch“ orientiert sich dabei an dem in der Gründerszene üblichen Prinzip, mögliche Finanziers innerhalb einer Aufzugsfahrt von seiner Idee zu begeistern und so Investoren zu finden. Eine Aufzugfahrt dauert zwar meistens keine drei Minuten, das Prinzip der „Aufzugspräsentation“ bleibt jedoch gleich.

3D-Drucker, Liefer-App und Handwerk

Die Brandbreite der Präsentationen war enorm: Vom Online-Shop, der nur plastikfreie Produkte verkauft, der App, mit der man vom Restauranttisch aus bestellen kann, dem 3D-Drucker für künstliche Organe bis zum selbstgebauten Fahrrad aus Holz oder dem einfachen Food-Truck war alles vorhanden.  

Nach jedem Vortrag fühlte die Jury den Gründern auf den Zahn: „Wie finanzieren Sie sich? Wer sind ihre Mitwettbewerber und worin unterscheiden Sie sich von Ihnen? Könnte ich Sie kopieren?“ Details des Vertriebs oder der Materialbeschaffung, rechtliche und technische Fragenstellungen, Kosten – alles wurde analysiert und die Geschäftsideen der Teilnehmer auf ihre Tragfähigkeit abgeklopft. Am Schluss fällt die Jury Entscheidung. Der Sieger des Wettbewerbs bekam ein Preisgeld von 3.000 Euro, die zweitplatzierte Geschäftsidee gewann 2.000 Euro und Platz Drei erhielt 1.000 Euro.

Das Preisgeld wird von der L-Bank gesponsert, der Förderbank des Landes. „Gründer sind die Zukunft unseres Landes“, unterstrich Axel Nawrath, Vorstandsvorsitzender der L-Bank. „Und als Förderinstitut Baden-Württembergs helfen wir neuen Ideen an den Start.“

Platz 1:  Ein Impfstoff innerhalb von zwei Tagen

Viel wichtiger als das Preisgeld ist allerdings die Aufmerksamkeit, die die Gründerinnen und Gründer auf sich ziehen und damit Investoren anlocken können. „Der Sieg hat uns extrem dabei geholfen, in Kontakt mit Investoren zutreten“, sagt dann auch Günter Roth vom „Immune2day“. Seine Forschungsgruppe vom Zentrum für Biosystemanalyse der Universität Freiburg konnte die Jury an diesem Abend mit einem von ihnen entwickelten Fotokopierer überzeugen, mit dem man Biomoleküle kopieren kann.

Bei der Anwendung „Immune2day“ füttert man die DNA eines Virus in das Gerät ein und kann so innerhalb von zwei Tagen einen potentiellen Impfstoff finden und mit dessen Produktion beginnen. Dieses Verfahren soll zunächst an der Schweinegrippe getestet werden und langfristig zur Herstellung von Impfstoffen für Menschen angewendet werden. „Das Produkt wird die Welt verändern“, lautete dann auch die Begründung der Jury.

„Wir hätten nicht damit gerechnet, zu gewinnen“, sagte Roth. Davor habe sich sein siebenköpfiges Team aus Biochemikern, Ingenieuren, Mikrosystemtechnikern und Wirtschaftswissenschaftlern sehr schwer getan, an Investoren zu gelangen. Jetzt hätten sie ein „Sprungbrett“ und bereits ein erstes Investorengespräch im Terminkalender. Allein schon durch die Teilnahme an der Vorrunde des Wettbewerbs habe es Kontaktaufnahmen gegeben.  

Bessere Prozessabläufe

Den zweiten Platz erhielt die Geschäftsidee „OPAL – Operational Analytics“ aus Mannheim. Das Team hat eine Softwarelösung entwickelt, die Kunden im Lebensmitteleinzelhandel dabei unterstützt, Massendaten in Echtzeit zu analysieren, zukünftige Ereignisse zu prognostizieren und Waren in passender Menge zu bestellen. Das wirkt Lebensmittelverschwendung entgegen und senkt gleichzeitig das Risiko, dass ein Produkt mal nicht verfügbar ist.

App zum Bestellen im Restaurant

Patrick Luik und Fabian Hierber aus Esslingen erhielten mit ihrem Projekt „Code2Order“ den dritten Platz. „Wir freuen uns riesig, dass wir hier den dritten Platz bekommen haben. Das gibt uns große Motivation, weiterzumachen“, so die beiden Studenten. Dass die Landesregierung die Gründesszene unterstützt, finden die beiden gut. Das sei wichtig, so Luik, gerade am Anfang brauche man viel Unterstützung und Motivation.

Mit der App „Code2Order“ können die Gäste eines Restaurants oder Cafés über das eigene Smartphone Bestellungen aufgeben. Die Bestellung wird direkt an ein Infoterminal übertragen. Hier erhält die Servicekraft eine Übersicht über die Bestellungen. Im Anschluss kann die Rechnung via Smartphone angefordert werden.

„Baden-Württembergs Gründerlandschaft ist vielfältig und innovativ, das zeigen auch die Finalisten des Elevator Pitch“, sagte Finanz- und Wirtschaftsminister Nils Schmid, der Schirmherr des Wettbewerbs. Als niederschwellige Wettbewerb sei der Elevator Pitch für jedes Start-up offen, egal ob Handwerk, Handel oder Hightech.

Umfassende Gründeroffensive der Landesregierung

Der Elevator Pitch ist Teil der umfassenden Gründeroffensive der Landesregierung. Beispielsweise wurden die Beratung von Gründern und die Qualifizierungsangebote für Gründer verbessert und ausgebaut. Bisher machten über 4.000 Gründer von diesen Beratungsgutscheine Gebrauch.

Außerdem wurde ein neuer Venture-Capital-Fonds aufgelegt: Das Land stellt mit Co-Investoren 20 Millionen Euro für junge, innovative Unternehmen bereit. Damit unterstützt die Landesregierung den Mut und die Risikobereitschaft von Gründerinnen und Gründern.

Mit Innovationsgutscheinen fördert die Landesregierung kleine Unternehmen bei der Entwicklung und Vermarktung neuer Produkte und Dienstleistungen. Davon haben schon fast 3.000 Firmen profitiert. Die Innovationsgutscheine – die inzwischen auch auf Unternehmen aus der Kreativwirtschaft ausgeweitet wurden – werden inzwischen von anderen Bundesländern und auch international kopiert.

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Elevator Pitch BW

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